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Johann Baptist Steinacker 1870 - 1944 Bearbeiten

Geboren 20.11.1870 in Odenheim / Östringen
Gestorben 14.4.1944 in Mauthausen

Biografie

Der Schneidermeister Johann Baptist („Hermann“, „Gries“) Steinacker wurde am 20. November 1870 in Odenheim (Kreis Karlsruhe) geboren und lebte später in Barmen bzw. Wuppertal-Barmen. Noch während der von 1878 bis 1890 geltenden „Sozialistengesetze“ schloss er sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an. 1910 wurde er im „Anarchisten-Verzeichnis“ des Berliner Polizeipräsidiums, der Zentralstelle zur Überwachung des deutschen und internationalen Anarchismus, erfasst. Vor 1914 gehörte Steinacker zu den Mitbegründern der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften. Von 1914 bis März 1916 befand er sich im Polizeigefängnis (Wuppertal-) Elberfeld in „Sicherheitshaft“, danach wurde er zum Militärdienst eingezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Mitglied der 1919 gegründeten Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD). Nachdem die Nationalsozialisten am 30. Jänner 1933 im Deutschen Reich die Macht übernommen hatten, beteiligte sich Steinacker am Widerstand gegen das NS-Regime. Er wurde nach einiger Zeit festgenommen und beschuldigt, illegale Flugblätter und Broschüren verbreitet, sowie als Kurier für die FAUD in Solingen, Wuppertal und Remscheid tätig gewesen zu sein. Am 22. Dezember 1934 wurde er vom III. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Diese Strafe musste Steinacker bis zum 6. Juli 1936 im Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen absitzen. Im Jänner 1937 wurde er erneut wegen illegaler politischer Betätigung festgenommen; während der Verhöre im Polizeigefängnis Düsseldorf wurde er schwer misshandelt. In einem Massenprozess wurde er am 10. Februar 1938 vom III. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurteilt. Diese Strafe musste er im Zuchthaus Münster verbüßen. Als er dort bei der Arbeit einschlief und dabei erwischt wurde, wurde sein Name auf die Transportliste für das KZ Mauthausen gesetzt. Am 8. Jänner 1944 wurde Steinacker als „Schutzhäftling“ in das KZ Mauthausen eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 41932 erhielt. Johann Baptist Steinacker starb laut Gestapo-Akte am 14. April 1944 im dortigen Sanitätslager an Bronchopneumonie; nach Zeugenaussagen wurde er aber mit einer Spritze mit Kupfervitriol umgebracht. Eine Leichenbesichtigung durch die nächsten Angehörigen wurde nicht gestattet. Später händigte die Gestapo Steinackers Tochter seine blutverschmierte Brille aus.

Armin Breidenbach

Armin Breidenbach, geb. 1950 in Remscheid, Diplom-Kaufmann und Diplom-Handelslehrer. Zahlreiche Veröffentlichungen über das Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen und über Verfolgung und Widerstand in Remscheid 1933–1945.

 

Quellen:

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Datenbankauskunft zu Johann Baptist Steinacker, 2.12.2014.

Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland, Duisburg: RW 58-2761 und RW 58-28787.

Literatur:

Ursula Albel/Christian Schott: Verfolgt, Angeklagt, Verurteilt. Politischer Widerstand und oppositionelles Verhalten in Wuppertal 1933–1945. Dokumentation biografischer Daten, Verfahren und Anklagen (Bocholt / Bredevoort 2001), S. 163.

Helmut Kirschey: „A LAS BARRICADAS“. Erinnerungen und Einsichten eines Antifaschisten. Hg. von Andreas G. Graf/Dieter Nelles (Bocholt / Bredevoort 2000), S. 67–69.

Ulrich Klan/Dieter Nelles: „Es lebt noch die Flamme“. Rheinische Anarcho-Syndikalisten/-innen in der Weimarer Republik und im Faschismus (Grafenau-Döffingen 1986), S. 156 und 182 ff.

Dieter Nelles: Ein Lehrer des Widerstands. Hermann Steinacker. In: Forschungsgruppe Wuppertaler Widerstand (Hg.): „…Se krieje us nit kaputt“. Gesichter des Wuppertaler Widerstands (Essen 1995), S. 65–70.

Inge Sbosny/Karl Schabrod: Widerstand in Solingen. Aus dem Leben antifaschistischer Kämpfer (Frankfurt am Main 1975), S. 55 und 135.

Hans Schmitz: Widerstand – Ein persönlicher Bericht. In: Forschungsgruppe Wuppertaler Widerstand (Hg.): „…Se krieje us nit kaputt“. Gesichter des Wuppertaler Widerstands (Essen 1995), S. 71–96.

R. Theissen/P. Walter/J. Wilhelms: Der Anarcho-Syndikalistische Widerstand an Rhein und Ruhr (Meppen an der Ems 1980), S. 86, S. 106 und S. 130–132.

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