Józef Łebski Bearbeiten
Geboren 19.3.1904 in Breckenfeld / Ligota
Gestorben Mai 1945 in Mauthausen
Biografie
Mein Vater Józef Łebski wurde am 19. März 1904 in Ligota (ehemals Breckenfeld), Polen, geboren. Er war von Beruf Schlosser. Am 18. Januar 1930 heiratete er Weronika Adamska. Noch vor der Hochzeit im Jahr 1929 sind sie nach Ostrzeszów (Schildberg) umgezogen. Ich erinnere mich daran, dass er an seinen freien Tagen meinen Bruder und mich mitnahm und wir aufs Land zur Familie meiner Mutter fuhren.
Bis zu seiner Verhaftung arbeitete er in einer Ziegelei in Ostrzeszów (Schildberg). Am 17. Oktober 1943 wurde er während der Arbeit zusammen mit seinem Bruder Michał von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis in der Robert-Koch-Straße 16 in Łódź (Litzmannstadt) gebracht. Gefangene hier wurden von der Gestapo wegen Sabotage, politischer Aktivität, Unabhängigkeitskampf oder Zugehörigkeit zur polnischen Widerstandsbewegung festgenommen. Die meisten von ihnen wurden nach Abschluss der Ermittlungen in Konzentrationslager und Hochsicherheitsgefängnisse verbracht. Viele Gefangene wurden hingerichtet. Von dort stammen die beiden, hier abgebildeten Postkarten, die er an meine Mutter Weronika geschrieben hat (eine vom 31. Oktober 1943 und eine zweite vom 17. Dezember 1943). Am 22./23. Dezember 1943 wurde er von Łódź (Litzmannstadt) in das KZ Auschwitz deportiert. Das letzte Lebenszeichen von ihm war ein Brief, den er am 3. Dezember 1944 aus dem Konzentrationslager Auschwitz an meine Mutter Weronika (die er liebevoll "Wercia" nannte) geschrieben hat. Danach verlor sich seine Spur.
Die Suche nach ihm, die meine Mutter nach dem Krieg unternommen hat, war erfolglos. Meine Mutter starb im Jahr 1982, ohne in Erfahrung zu bringen, wo und wie ihr Mann Józef verstorben ist. Erst vor Kurzem hat mein Sohn im Online-Archiv der Arolsen Archives digitalisierte Dokumente gefunden, die ein wenig Licht in die letzten Tage meines Vaters bringen. Daraus geht hervor, dass er am 4./5. Dezember 1944 von KZ Auschwitz in das KZ Mauthausen überstellt wurde. Danach kam er in das Außenlager Floridsdorf. Dort blieb er wahrscheinlich bis zum 1. April 1945. Wegen des Vorrückens der Roten Armee wurden am 1. April 1945 insgesamt 2.710 Häftlinge auf einen Evakuierungsmarsch nach Mauthausen geschickt, bei dem vor und während des Marsches Häftlinge ermordet wurden. Der Evakuierungsmarsch, der über das Außenlager Steyr führte, erreichte das Stammlager Mauthausen am 11. April 1945. Insgesamt sind laut einer Aufstellung der Lagerschreibstube auf diesem Marsch 121 Häftlinge getötet worden, 22 blieben vermisst oder sind geflüchtet.
Józef Łebski verstarb einige Tage nach der Befreiung. Leider gibt es zu den Umständen wie er verstorben ist keine genauen Daten. Wahrscheinlich war er derart geschwächt und gesundheitlich angegriffen, dass er trotz medizinischer Versorgung durch Sanitätseinheiten der US-Armee verstarb.
Obwohl ich damals noch sehr jung war, habe ich meinen Vater als einen sehr gutmütigen Mann in Erinnerung, der immer Zeit für seine Familie hatte.
Anna Zajfert (geb. Łebska), Tochter von Józef Łebski