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Николай Иванович Кононенко / Nikolaj Iwanowitsch Kononenko 1895 - 1944 Bearbeiten

Geboren 28.4.1895 in Belopolje
Gestorben 7.10.1944 in Mauthausen

Biografie

Nikolaj Iwanowitsch Kononenko wurde am 28. April 1895 in der Stadt Belopolje im Governement Charkow geboren. Nach dem Gymnasiumsabschluss studierte er bis 1920 Medizin an der Charkower Universität. Dort lernte er auch seine künftige Ehefrau Feofanija Wasiljewna Guljaewa kennen.

1935 zog die Familie Kononenko nach Tschuguew. Die Söhne Michail und Alexej gingen in die Schule, Nikolaj Iwanowitsch und seine Frau arbeiteten im heimischen Krankenhaus. Nikolaj Iwanowitsch beschäftigte sich mit medizinischen Problemen jener Zeit, abonnierte viele fachbezogene Bücher und Zeitschriften.

In den Jahren 1937 und 1938 wurden in der Stadt Massenrepressalien im Rahmen der „Großen Säuberung“ durchgeführt. Als „Feinde des Volkes“ wurden viele Lehrer und Ärzte angesehen. Die Atmosphäre im Haus war sehr angespannt. Nikolaj Iwanowitsch war vorbereitet, eines Nachts abgeholt zu werden, aber es passierte nicht.

Von 1938 bis 1941 unterrichtete Kononenko Chirurgie in der medizinischen Hochschule in Tschuguew und war gleichzeitig Leiter der Entbindungsstation. Ehemalige Schüler und Zöglinge von Nikolaj Iwanowitsch erinnern sich mit herzlichen Gefühlen an einen geliebten Lehrer, ausgezeichneten Spezialisten und wunderbaren Menschen.

Ab den ersten Kriegstagen arbeitete Nikolaj Iwanowitsch im Kriegslazarett Nr. 68 der Stadt Charkow. Zusammen mit dem Lazarett zog er sich über Kupjansk und Lugansk nach Stalingrad zurück. Am 26. Juni 1942 gerieten N.I. Kononenko, das ganze medizinische Personal und alle kranken und verwundeten Offiziere und Soldaten während eines harten Kampfes der 2. Stoßarmee um den Durchbruch aus einem Kessel in Gefangenschaft. Nach Angaben auf seiner „Personalkarte I“ befand sich Kononenko ab 28. August bis 31. August 1942 im Stammlager (Stalag) XIII A. Ab 1. September 1942 verrichtete er sieben Monate lang schwerste körperliche Arbeiten in Amberg im Arbeitskommando Nr. 274. Am 7. April 1943 wurde er zur Arbeit ins Reservelazarett Ebelsbach für Kriegsgefangene verschiedener Nationalitäten aus bayrischen Arbeitskommandos überwiesen. Dort leitete er die Widerstandsgruppe „Südbayrisches Zentrum“. Im Untergrund wurden Propaganda- und Aufklärungsarbeiten durchgeführt, es existierten gute Verbindungen zwischen den Orten.

Die Widerstandskämpfer beschäftigten sich auch mit der Vorbereitung von Fluchten. Von September 1943 bis Juni 1944 wurden in den Arbeitskommandos, die vom Ebelsbacher Lazarett versorgt wurden, mehr als 300 Fluchten unternommen. Als sich Kriegsgefangene aus verschiedenen Arbeitskommandos im Lazarett trafen, tauschten sie untereinander konspirative Erfahrungen aus. Die Mitglieder der Widerstandsgruppe riefen zur Sabotage, d. h. zur Schädigung von Maschinen, Geräten und Zubehör und, nach Möglichkeit, zur Brandstiftung während der Fliegerangriffe der englisch-amerikanischen Luftwaffe auf.

Das Ebelsbacher Revolutionskomitee zählte über 300 Mitglieder. Mit Hilfe eines Spitzels gelang es der Gestapo, die Widerstandsgruppe aufzudecken und verhaftete viele ihrer Mitglieder zu. Nikolaj Iwanowitsch wurde am 13. Juli 1944 der Gestapo übergeben.

Nach einiger Zeit wurde Kononenko nach Ebensee, eines der Außenlager des KZ Mauthausen, überstellt, wo er weiterhin als Arzt im Lazarett arbeitete. Doch zwei Monate später wurde er nach Mauthausen überstellt. Auf der Brust und auf dem Rücken seiner Jacke wurden als Kennzeichen eines zum Tode verurteilten Häftlings rote Kreise aufgenäht. Die Widerstandsorganisation des Lagers schlug Nikolaj Iwanowitsch vor, ihn als tot abzuschreiben und mit einer anderen Häftlingsnummer zu verstecken. Er lehnte dieses Angebot jedoch ab, weil die Faschisten ihn gut kannten und weil er fürchtete, die ganze Organisation dadurch auffliegen zu lassen. Am 7. Oktober 1944 wurden er und viele andere Widerstandskämpfer im KZ Mauthausen erschossen.

Olga Schewtschenko

Olga Schewtschenko ist stellvertretende Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung im Kunst-und Gedenkmuseum I.E. Repin in Tschuguew, Ukraine, wo Nikolaj Iwanowitsch Kononenko aufgewachsen ist.

Aus dem Russischen von Tatiana Szekely

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