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František Kolaček 1881 - 1942 Bearbeiten

Geboren 9.12.1881 in Brno
Gestorben 7.5.1942 in Mauthausen

Biografie

František Koláček legte im Jahr 1900 das Abitur am Gymnasium in Prag im Stadtteil Královské Vinohrady ab und nahm danach das Studium an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität auf. Hier erwarb er das Doktorat am 6. April 1906 und anschließend war er in der Hauptstadt des Königreichs Böhmen viele Jahre als Gymnasiallehrer tätig. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall Österreich-Ungarns kehrte er ins heimatliche Brno zurück, wo er als Privatdozent an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität zu arbeiten begann. Er habilitierte sich am 20. Mai 1921 und wurde am 2. März 1923 zum außerordentlichen Professor der Geografie ernannt. Ordentlicher Professor wurde er durch Beschluss des Präsidenten der Republik T. G. Masaryk vom 23. Oktober 1929.

An der Naturwissenschaftlichen Fakultät gründete er das Geografische Institut und im akademischen Jahr 1931/1932 war er ihr Dekan. Das Hauptgebiet des Forschungsinteresses von Koláček im Fach Historische Geografie stellte Mähren dar. Insgesamt veröffentlichte er 99 Arbeiten, und seine bedeutendste wissenschaftliche Monografie Půdorysy moravských měst (Grundrisse der mährischen Städte) erschien 1930. Neben seiner akademischen Tätigkeit war Professor Koláček in einer Reihe von Fachgesellschaften tätig. Zu nennen sind vor allem die Königliche Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften, die Mährische Naturwissenschaftliche Gesellschaft und der Nationale Forschungsrat. Er war auch Mitglied des Vorbereitungsausschusses für die Durchführung der Ausstellung der zeitgenössischen Kultur in Brno 1928, für die er die geografische Abteilung arrangierte.

František Koláček heiratete am 19. August 1938 Dr. med. Miroslava, geborene Kühn. Sein Trauzeuge war damals ein weiterer Professor der Masaryk-Universität, František Říkovský, der ebenfalls in Mauthausen ums Leben kam. Die Ehe blieb kinderlos.

In die Aktivitäten, die gegen Nazi-Deutschland gerichtet waren, reihte sich Professor Koláček bereits im Herbst 1938 ein. Kurz nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens wirkte er nämlich an der Anfertigung einer Kartensammlung mit, deren Aufgabe es war, das Ausland über das Unrecht der Annexion der böhmischen und mährischen Grenzgebiete vom nationalen Gesichtspunkt aus sowie über die schweren wirtschaftlichen Folgen der neuen Grenzregelungen zu informieren. Nach der Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ reihte er sich dann in den Widerstand der Hochschulangestellten der Masaryk-Universität ein. Die Gestapo verhaftete ihn am 5. Dezember 1941, und am 13. Jänner des folgenden Jahres verurteilte das Brünner Standgericht Professor Koláček zum Tode. Sein Leben erlosch auf dem Mauthausener Richtplatz am 7. Mai 1942 zusammen mit weiteren 71 Vertretern des mährischen Widerstandes. Unter ihnen befanden sich noch weitere drei Professoren der Masaryk-Universität Brünn, und zwar Jan Florian, Karel Hora und Antonín Šimek. Heute trägt eine Straße des Brünner Stadtteils Řečkovice den Namen Professor Koláčeks.

Vladimír Černý

Vladimír Černý, geb. 1975 in Svitavy, studierte Geschichte und Politologie an der Masaryk-Universität in Brno. Gegenwärtig unterrichtet er extern am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Studien an der Fakultät für soziale Studien und am Institut für Geschichte der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität.

 

Quellen:

Archiv der Masaryk-Universität Brünn, Fond A1, Rektorat der Masaryk-Universität, Karton 89/1789, Personalakte von František Koláček.

Literatur:

Rudolf Musil et al.: Osobnosti Přírodovědecké fakulty Masarykovy univerzity [Persönlichkeiten der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität] (Brno 1997).

František Vitásek: František Koláček (nekrolog) [František Koláček (Nekrolog)]. In: Naše věda, 24. Jahrgang (1946), S. 119–121.

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