Henk Speijers war das jüngste von drei Kindern und der einzige Sohn aus einer christlich-reformierten Familie, deren Mitglieder einander sehr nahestanden. Er besuchte die Christliche Höhere Bürgerschule in der Populierstraat in Den Haag und ging in weiterer Folge auf die Königliche Militärakademie in Breda.
Am 1. August 1938 kam er als Zweiter Leutnant zum 4. Infanterieregiment in Leiden, wo er schon bald Leutnant-Adjutant wurde.
Im Februar 1940 heiratete Henk Speijers.
In den Kriegstagen des Mai 1940 war er als Leutnant-Adjutant beim Generalstab III des 28. Infanterieregiments in die Kriegshandlungen in der Gemeinde Hoeksche Waard involviert. Nach seiner Demobilisierung kehrte er nach Leiden zurück und begann ein Hochbaustudium.
Im Mai 1942 kam er als Berufsoffizier in Kriegsgefangenschaft und wurde nach Stanislau gebracht, wo er sich die Zeit mit seinem Studium und Sport vertrieb.
Als die Kriegsgefangenen im Januar 1944 nach Neubrandenburg verlegt wurden, gehörte Henk zu jenen, denen die Flucht gelang. Nachdem das Los über die Reihenfolge entschieden hatte, ließ er sich als Erster durch ein in den Waggonboden geschlagenes Loch auf die Gleise fallen und ließ den Zug über sich hinwegfahren.
Ein Niederländer, der ihm später im Durchgangslager Münster begegnete, berichtete nach dem Krieg, wie es Henk Speijers nach seiner Flucht ergangen war.
Es gelang ihm, sich nach Berlin durchzuschlagen, wo er sich zwei Monate lang als Arbeiter über Wasser hielt. Währenddessen suchte er Kontakt zu Menschen, die ihm weiterhelfen konnten. Mangels Unterstützung beschloss er Anfang März, sich auf eigene Faust Richtung Niederlande aufzumachen. Er versteckte sich in einem Zug, wurde jedoch entdeckt und in Bentheim verhaftet. Nach der Zwischenstation in einem französischen Kriegsgefangenenlager bei Bathorn wurde er in ein Durchgangslager bei Münster verlegt, wo ihm einige SS-Männer mitteilten: „Sie werden erschossen“. Die Anwesenden dachten an einen Scherz und begannen zu lachen. Es war kein Scherz.
Schwer bewacht wurde Henk, der noch am 12. März aus Münster eine Kriegsgefangenenkarte nach Hause geschickt hatte, in der er voller Zuversicht schrieb, dass er davon ausging, bald in ein Kriegsgefangenenlager verlegt zu werden, Ende März nach Mauthausen gebracht. Dort wurde er einige Tage später im Alter von 27 Jahren exekutiert. Henk Speijers war das erste niederländische Opfer der Aktion Kugel.
Henny E. Dominicus
Stichting Vriendenkring Mauthausen
Henny E. Dominicus ist die Autorin des Buches Mauthausen, een gedenkboek, das sie gemeinsam mit Alice van Keulen-Woudstra für die Stichting Vriendenkring Mauthausen herausgegeben hat.
Quellen:
Henny E. Dominicus: Mauthausen. Een Gedenkboek (Amsterdam 1999), online verfügbar: https://www.mauthausen.nl/wp-content/uploads/2019/03/Gedenkboek-mh4.pdf
Bildquelle:
https://gw.geneanet.org/ehspeijers?lang=nl&pz=catharina&nz=speijers&ocz=3&p=hendrik+wladimir+albert+ernst&n=speijers