Zurück

Дмитрий Михайлович Карбышев / Dmitrij Michailowitsch Karbyschew 1880 - 1945 Bearbeiten

Geboren 26.10.1880 in Omsk
Gestorben 18.2.1945 in Mauthausen

Biografie

Die Biographie von Dmitrij Karbyschew ist für einen sowjetischen Militärangehörigen ungewöhnlich: Er war ein Militärangehöriger aus dem Erbadel. Er ist ein leuchtendes Beispiel für einen Menschen, der seine Berufung fand und dank seinem Talent, seiner Zielstrebigkeit sowie seiner überragenden Geisteskraft eine glänzende Karriere machte.

Kindheit und Jugend

Als zwölfjähriger Junge verlor General Karbyschew, dessen Heldentat noch in der Zukunft auf ihn wartete, seinen Vater. Die Mutter erzog ihre sechs Kinder allein. Finanzielle Schwierigkeiten waren allgegenwärtig, aber durch ihren Verstand waren die Söhne erfolgreich. Der älteste Sohn, Wladimir, wurde an der Universität in Kasan immatrikuliert, wurde aber aus dieser Lehranstalt relegiert: Er sympathisierte mit Revolutionären. Sein Schicksal war tragisch: Er starb blutjung im Gefängnis. Der jüngere Sohn wurde an der Sibirischen Kadettenanstalt immatrikuliert. Die Ausbildung war kostenpflichtig, weil er aufgrund seiner Familiengeschichte keine Vorrechte genoss. Trotzdem gab Karbyschew nicht auf. Er war ein ausgezeichneter Student, zeigte eine außerordentliche Begabung für Ingenieurwissenschaften. Seine ganze weitere Karriere war mit militärischer Bautätigkeit verbunden.

Beginn des Militärdienstes

Nach Abschluss der Kadettenanstalt gelangte er in die Mandschurei (im Jahre 1900). Hier erwischte ihn der erste von [mehreren] Feldzügen, an denen der künftige General Dmitrij Karbyschew teilnahm. Die Heldentat dieses hervorragenden Militärangehörigen, die oft in relevanten Publikationen beschrieben wird, wäre ohne Vorerfahrungen unmöglich gewesen. Bei Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges war Karbyschew im Rang eines Unterleutnants (er wurde im Jahre 1903 dazu befördert). Im Zuge der Kriegshandlungen beschäftigte er sich damit, womit er sich fachbezogen befassen sollte: Er richtete Übersetzstellen ein, baute Befestigungsanlagen, stellte Fernmeldeverbindungen her. Für den gezeigten Heldenmut wurde ihm eine Auszeichnung verliehen und er wurde befördert: Am Ende des Krieges diente er im Rang eines Leutnants. Der künftige General Karbyschew hatte einen kompromisslosen Charakter, schon damals hielt er es für unnötig, seine Weltanschauung zurückzuhalten. Im Jahre 1906 wurde er aus dem Dienst entlassen: Der Offizier diskutierte mit Soldaten über provokante Themen.

Er war nicht lange Gelegenheitsarbeiter: Die Führung begriff schnell, dass es rundherum treugesinnte Personen in Hülle und Fülle gab, allerdings gab es nur einen Fingerhut voll Fachleuten, die so qualifiziert wie Karbyschew waren. Bereits nach einem Jahr trat Dmitrij Michajlowitsch den Wehrdienst wieder an, und im Jahre 1908 begab er sich nach St. Petersburg, um neue Gipfel in seiner Karriere zu erstürmen: Er wurde an der Ingenieurakademie immatrikuliert, die er nach drei Jahren mit Bravour abschloss. Im Jahre 1911 begab sich Karbyschew bereits im Rang eines Stabskapitäns nach Brest-Litowsk.

Die berühmte Festung, die im Jahre 1941 den Faschisten so heftig Widerstand leistete, wurde unter seiner unmittelbaren Mitwirkung errichtet. Bald brach der Krieg aus. Man muss sagen, dass das Schicksal von Dmitrij Michajlowitsch mit Kriegen überfüllt war: hier sind der Russisch-Japanische Krieg, der Sowjetisch-Finnische Krieg und die beiden Weltkriege zu nennen. Tatsächlich nahm der künftige General Karbyschew an jedem dieser Kriege von Beginn an teil. Die von ihm später begangene Heldentat war nicht die erste und nicht die einzige. Im Zuge der operativen Peremyschl-Kampfhandlungen verlieh man ihm den Orden der Heiligen Anna und beförderte ihn zum Oberst.

Der sowjetische Offizier

Als in Russland die Revolution ausbrach, war Karbyschews Reaktion durchaus vorhersehbar. Bereits im Dezember 1917 meldete er sich zum Militärdienst in der Roten Garde, ohne dabei an seiner eigenen Entscheidung zu zweifeln; im Verband der Roten Armee nahm er am Bürgerkrieg teil.

Seine unbestreitbaren Talente fanden ihre Anwendung: Karbyschew nahm am Bau vieler Verteidigungsanlagen teil. Im Jahre 1920 bekleidete er bereits den Posten des stellvertretenden Leiters der Ingenieure an der Südlichen Front, und im Jahre 1923 den Posten des Leiters der Ingenieure der Streitkräfte der Ukraine und der Krim.

Die Wissenschaft war für diesen begabten Menschen ebenfalls attraktiv: Jahrelang unterrichtete Karbyschew an der Militärakademie M.W. Frunse, er schrieb über 100 wissenschaftliche Arbeiten, die Befestigungsanlagen, Brücken usw. gewidmet waren.

Am Vorabend des Großen Vaterländischen Krieges wurde er zum Generalleutnant befördert (im Jahre 1940). In selben Jahr trat er in die Partei ein. Allerdings war das Land der Sowjets gelegentlich ein paradoxer Staat: Einerseits kamen viele Mitglieder der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in Stalin-Lagern ums Leben, darunter hervorragende Militärangehörige; andererseits machte General Karbyschew, dessen Heldentat für uns das Vorbild eines unbeugsamen Geistes darstellt, eine glänzende Karriere, ohne dabei offiziell Kommunist zu sein.

Teilnahme am Großen Vaterländischen Krieg

Der Angriff der Armee Hitlers erwischte den bereits älteren General (Dmitrij Michajlowitsch wurde im Jahre 1880 geboren) an der Westgrenze: Er nahm an der Errichtung von Befestigungsanlagen teil. Es gelang nicht, ihn zu evakuieren: Der erste Ansturm von Deutschen konsternierte die sowjetischen Streitkräfte. Die desorganisierte Rote Armee war im rasanten Rückzug begriffen, wobei sie Tausende Gefallene und Verwundete zurückließ. Viele sowjetische Soldaten und Offiziere wurden gefangen genommen. Unter ihnen war auch General Karbyschew. Die Heldentat des unbeugsamen russischen Offiziers begann Anfang August 1941 und dauerte beinahe vier Jahre. Die Deutschen wussten ausgezeichnet darüber Bescheid, welche Qualitäten der in ihre Hände gefallene Spezialist hatte. Sie versprachen sich Nutzen von seinen Kenntnissen, Erfahrungen und Talenten.

Es gibt Hinweise, laut denen man beabsichtigte, ihn nach dem Sieg zum Dienst bei der Wehrmacht heranzuziehen, aber dann solches Glück! Die Hitler-Anhänger erwartete eine durchaus unangenehme Überraschung: die Heldentat des Generals Karbyschew war wahrscheinlich nicht spektakulär, dafür demonstrierte sie ein beeindruckendes Beispiel von Tapferkeit, Geistesstärke und Patriotismus. Eine Mitarbeit lehnte er konsequent ab, man vergeudete viel Kraft und Zeit mit ihm, letztendlich bestimmte dies auch sein Schicksal.

Folter mit Zuckerbrot

Zuerst geriet Karbyschew in ein übliches Konzentrationslager, wo er auf zahlreiche Schwierigkeiten stieß. Aber im Jahre 1942 wurde er ins Konzentrationslager Hammelburg überführt. Die dortigen Bedingungen waren höchst privilegiert: Die Heldentat des Generals Karbyschew verlangte von ihm nicht nur Geduld, sondern auch Standfestigkeit gegen die Versuchungen. Viele von denen, die die Gräuel der üblichen Hitler-„Sanatorien“ überlebt hatten, ließen sich gerade hier unterkriegen, weil sie keine Wiederholung des Erlebten wollten.

Für Karbyschews „Bekehrung zur Wahrheit“ war Oberst Pelit verantwortlich; die Hitler-Anhänger setzen sehr auf ihn, weil er und Dmitrij Michajlowitsch einmal zusammengearbeitet hatten. Der deutsche Offizier redete beflissen auf den roten General ein, indem er ihm zahlreiche Vorteile, materielle und sonstige Güter beschrieb, die er nach dem Verrat seiner Heimat erwerben sollte. Es gab kein positives Ergebnis. General Karbyschew, dessen Heldentat ihn [uns] bis zum heutigen Tag respektieren lässt, lehnte jede Mitarbeit ausdrücklich ab. Doch damit nicht genug: Er war sich sicher, dass die sowjetischen Waffen siegen werden. Diese Überzeugung teilte er den Leuten in seiner Umgebung ausgiebig mit, wodurch er bei ihnen, nach Meinung der Faschisten, einen überflüssigen Optimismus weckte.

Die Entscheidung, die Peitsche in die Hand zu nehmen

Es wurde beschlossen, die Zuckerbrot-Methode nicht mehr anzuwenden und die Peitsche in die Hand zu nehmen. So geriet General Karbyschew in eine Einzelzelle eines Berliner Gefängnisses. Die Heldentat, die sich nicht kurz erzählen lässt, verlangte von dem russischen Ingenieur eine unverrückbare Selbstgerechtigkeit. Nachdem die Deutschen ihren Gefangenen fast einen Monat „schmoren“ ließen, trafen sie die Entscheidung, dass es genug war. Als der General zu einem weiteren Verhör kam, bemerkte er im Arbeitszimmer des Untersuchungsführers den berühmten Professor Raubenheimer, der ein großer Fachmann im Bereich der Fortifikation war. Natürlich kannten sie einander. Karbyschew hatte großen Respekt vor der Tätigkeit des Deutschen. Dem aufsässigen General wurde ein letzter Vorschlag unterbreitet, dessen Großzügigkeit beeindruckte. Es wurde Karbyschew vorgeschlagen, Lager und Gefängniss zu verlassen und im Gegenzug einen reichlichen Unterhalt zu bekommen sowie eine Möglichkeit zu haben, seine Lieblingsbeschäftigung fortzusetzen. Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung sollte er ein wissenschaftliches Labor für Konstruktionsprüfung einrichten. Er könnte das notwendige Personal frei wählen und die großzügigste Finanzierung erhalten. Die klügsten Köpfe und Bibliotheken des „Dritten Reiches“ könnten zu seiner Verfügung stehen. Der Militäringenieur konnte nicht umhin zu verstehen, dass er keinen weiteren Vorschlag bekommen würde. Ungeachtet dessen war seine Antwort kurz: Er verzichtete auf die feindliche Gnade, wobei er seine Soldatenehre über sein eigenes Leben stellte und ein Beispiel von wahrem Heldentum offenbarte. Die Heldentat des Generals Karbyschew lässt sich kurz mit seinen eigenen Worten beschreiben: „Ich bin Soldat und bleibe meiner Pflicht treu“.

Spaß beiseite

Die Faschisten gaben ihre Träume über eine Zusammenarbeit mit ihm auf, und Karbyschew geriet nach Flossenbürg. Die Arbeit war sehr schwer, nach Aussagen von Mitgefangenen im Konzentrationslager aber, blies der General auch hier nicht Trübsal. Seine Überzeugung vom künftigen Sieg verringerte sich überhaupt nicht. Er erweckte diesen Glauben bei anderen Leuten, wodurch er als eigenartiger Widerstandsführer auftrat. Er wurde vielleicht aus diesen oder möglicherweise auch aus anderen Gründen immer von einem Lager zum nächsten überstellt.

Zu Beginn des Jahres 1945, als nur noch wenige Wochen bis zum Sieg blieben, war er Gefangener im Vernichtungslager Mauthausen.

Tod eines Helden

Mit ihren Opfern machten sich die Faschisten keine besonderen Umstände. Der Ausgang des Krieges war für viele von ihnen offensichtlich, es gab keine Illusionen mehr. Hitlers Bluthunde strebten danach, diejenigen auszurotten, die in ihre Hände gerieten. Am 18. Februar 1945 führten die Gestapo-Männer ihre „Schützlinge“ in den Hof und fingen an, sie mit Eiswasser abzuspritzen. Es herrschte bittere Kälte, und erschöpfte, hungrige Menschen starben einer nach dem anderen: Bei einigen versagte das Herz, andere erfroren einfach. Jeder Versuch auszuweichen, wurde mit einem Schlag auf den Kopf belohnt. Unter den Standhaftesten war auch General Karbyschew: Er war imstande, seine Genossen auch dann zu unterstützen, als er sich selbst in eine Eissäule verwandelte.

Diese Geschichte wurde bekannt dank eines Mitgefangenen des Generals, dem kanadischen Offizier Seddon de Saint-Clair. Als er 1946 in einem Londoner Hospital war, forderte er plötzlich ein Gespräch mit einem Vertreter der Mission der sowjetischen Organisation für Repatriierung. Das war die erste Nachricht über Dmitrij Michajlowitsch: Seit 1941 galt er als verschollen. Nach der Bestätigung der erhaltenen Angaben wurde die Heldentat des Generals Karbyschew in der feindlichen Gefangenschaft von der sowjetischen Führung hochgeschätzt. Fast genau nach fünf Jahren, nachdem er in Gefangenschaft geraten war, wurde ihm der Titel eines Helden der Sowjetunion verliehen.

Volkserinnerung

Jedes Jahr kommen Leute nach Mauthausen, um das Andenken der Menschen zu ehren, die hier irgendwann zu Tode gequält wurden. Auf dem Gelände gibt es ein Denkmal für General Karbyschew: Er ragt unerschütterlich über den Platz empor, wobei er seine Arme vor der Brust verschränkt hält. Die Figur des Helden ragt nur zur Hälfte aus dem Stein vor; der Monolith stellt eine Eissäule dar, in welche sich General Karbyschew vor seinem Tod verwandelte.

In Gedichtform verherrlichte der berühmte sowjetische Dichter Sergej Wassiljew diese Heldentat. Im Jahre 1975 schrieb er das Poem Die Würde (Достоинство), wofür er den Nationalpreis erhielt.

In den letzten Jahren wird in Russland öfter an die heldenhafte Vergangenheit erinnert. Auf allen Ebenen wird diese Tendenz unterstützt und gefördert, die eigene Geschichte zu kennen und darauf stolz zu sein. Es erschienen auch zahlreiche Artikel über Dmitrij Michajlowitsch. Viele Webseiten veröffentlichen literarische Werke ihrer vom Mut des Offiziers beeindruckten Benutzer. Auch wenn einige Gedichte über die Heldentat des Generals Karbyschew naiv sind und nicht immer eine gute Reimform aufweisen, sind sie dagegen offenherzig geschrieben.

Roman Ustenko

Dateien

Informationen zur Person senden...

Weitere Informationen zur Person hinzufügen...