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Bolesław Kordylewski 1916 - 1944 Bearbeiten

Geboren 29.3.1916
Gestorben 23.12.1944 in Melk

Biografie

Über das Leben und die Leidensgeschichte von Bolesław Kordylewski ist kaum etwas bekannt. Er wurde am 29. März 1916 in Polen geboren. Der Geburtsort ist in den Aufzeichnungen nur schlecht zu entziffern und kann als Skirowat gelesen werden. Offensichtlich gehörte er zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, denn im Nummernbuch findet sich der Hinweis „Pole Bifo“. Die Abkürzung steht für die Kategorie „Bibelforscher“, wie Zeugen Jehovas bis 1935 genannt wurden und die in den Konzentrationslagern den „lila Winkel“ als äußeres Erkennungszeichen an ihrer Kleidung tragen mussten. Im Lager erhielt er die Häftlingsnummer 10071 und da er im Zusammenhang mit Marian (1924-1945) und Tadeusz Kmieciak (1925-1945) aufgeführt wird, lässt sich daraus schließen, dass er ebenfalls am 17. November 1944 auf Anordnung des Kommandeurs der Sicherheitspolizei Litzmannstadt in Mauthausen eingeliefert wurde. Eingesetzt wurde er im Kommando „Quarz“. Es handelte sich dabei um eine Anfang 1944 nahe Melk im Bau befindliche Stollenanlage, in der für die Steyr-Daimler-Puch AG eine unterirdische Fabrikationsanlage installiert werden sollte. Die Tarnbezeichnung „Quarz“ leitete sich vom Abbau des Quarzgesteins ab, das für die anzulegenden Stollen aus dem Berg gebrochen werden musste. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden dort unter anderem auch tausende Kinder und Jugendliche für diese Schwerstarbeit untertage eingesetzt. Bislang sind zwölf Zeugen Jehovas bekannt, die im Kommando „Quarz“ in Melk Häftlingszwangsarbeit leisteten und von denen sieben verstarben. Zu diesen gehörten Bolesław Kordylewski sowie Marian Kmieciak und sein Bruder Tadeusz. Laut Totenliste des Kommandos verstarb Bolesław am 23. Dezember 1944 in Melk angeblich an „akuter Herzschwäche“. 1962 erklärte die Republik Österreich das ehemalige Krematorium des Lagers zum „Öffentlichen Denkmal Melk“. Seit 2018 sind im Pietätsraum der Gedenkstätte an der „Wand der Namen“ sämtliche Häftlinge aufgeführt, die im Außenlager Melk ermordet worden sind. Unter den 4.874 Todesopfern ist auch der Name von Bolesław Kordylewski zu finden.

 

Marcus Herrberger, Zeitgeschichtsforscher und Autor zur Verfolgung religiöser Minderheiten unter dem Nationalsozialismus, zur Kriegsdienstverweigerung sowie zur Rehabilitierung von NS-Opfern.

 

Quellen:

Nummernbuch Mauthausen, 1.1.26.1/ 1280087/ Digital Archive, Arolsen Archives.

Totenliste Mauthausen, 1.1.26.1/ 1291787/ Digital Archive, Arolsen Archives.

Perz, Bertrand / Fliedl, Gottfried: Konzentrationslager Melk. Begleitbroschüre zur ständigen Ausstellung in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Melk, Wien 1992.

https://www.melk-memorial.org/de/

 

 

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