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Georges Belin 1902 - 1945 Bearbeiten

Geboren 3.10.1902 in Pexonne
Gestorben 16.4.1945 in Mauthausen

Biografie

Georges Belin wurde am 3. Oktober 1902 in Pexonne geboren, war seit 1929 mit Jeanne Cuny in Celles sur Plaine verheiratet und Vater zweier Kinder – Geneviève, geboren am 4. Jänner 1932, und Pierre, geboren am 22. April 1937.

Seit ihrer Trauung wohnten sie in Celles sur Plaine, dem Geburtsort von Jeanne. Georges beschloss, im November 1943 mit seiner Familie nach Pexonne zurückzukehren, um sein Elternhaus auf Vordermann zu bringen, das infolge des „Seltsamen Kriegs“ beschädigt worden war. Er hatte damals als Mechaniker in der Keramikmanufaktur von Pexonne gearbeitet. Im Juni 1944 fand das letzte Familienfest anlässlich der Erstkommunion von Geneviève statt. Man feierte, innerhalb der Familie, die Landung der Alliierten in der Normandie. Georges schloss sich dem Widerstand an.

Belin war Verbindungsmann und überbrachte Botschaften zwischen dem Apotheker in Celles sur Plaine, der damit beauftragt war, die Versorgung der Partisanen zu gewährleisten, und der Lehrerin von Ancerviller. Seine Familie bat er nur, ihn zu warnen, sollten die Deutschen kommen: Er hatte sich in der Familiengruft der kinderlosen Familie Perrin, am Ende des Gartens, ein Versteck eingerichtet.

Georges Belin gehörte zu den 109 Männern, die bei der Razzia am 27. August 1944 in Pexonne (54) festgenommen und von denen 79 Personen deportiert wurden. Nachdem er drei Tage lang in den Kasernen Haxo von Baccarat verbracht hatte, kam er in Folge in die Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (Häftlingsnummer 26819) und Dachau (Häftlingsnummer 100376), am 16. September 1944 in das KZ Mauthausen und schließlich am 29. September 1944 nach Gusen/Bergkristall (Häftlingsnummer 97636). Er verbrachte 16 Tage im Revier, von 16. November 1944 bis zum 2. Dezember 1944, und starb am 16. April 1945 im Sanitätslager von Mauthausen. Am 6. März 1945 von Gusen dorthin überstellt, litt er an der Ruhr. Der junge Pierre Lallemand war der letzte aus Pexonne, der ihm noch einmal begegnete.

Im Jahr 1947 erhielt Jeanne vom Ministerium der Kriegsveteranen eine kleine Holzschachtel mit folgendem Inhalt: sein Ehering, seine Geldtasche mit seinem Personalausweis, sein Ausweis als Mechaniker in der Keramikmanufaktur, eine Rationierungskarte für Tabak und ein kleines Reklamebüchlein Suze – mit Eintragungen über die Maße des zu renovierenden Hauses und Kostenvoranschläge für Rohmaterialien.

Guillaume Maisse

 

Aus dem Französischen von Andrea Peyrou 

 

Postskriptum: Eine Erzählung von Georges Belins Enkelkind

Es geschah an einem Sonntag, den 27. August 1944, in der kleinen Ortschaft Pexonne im Département Meurthe-et-Moselle (Lothringen), an dem mir das Schicksal meinen Großvater mütterlicherseits entriss. Unsere Familiengeschichte wurde zutiefst erschüttert, als die Männer des SD-Kommandos Wenger Georges Belin aus seinem Bett zerrten. Er sah seine Frau Jeanne sowie seine zwei Kinder, Geneviève (12 Jahre) und Pierre (7 Jahre), nie wieder. 

Er teilte das gleiche Los, nämlich die Deportation, mit 83 anderen Frauen und Männern, die sich ebenfalls am 27. August 1944 in Pexonne befanden. Nur 18 Personen unter ihnen überlebten.

Zum Zeitpunkt meiner Geburt wäre er 60 Jahre alt gewesen.

Aus diesem Grund bin ich ohne Großvater aufgewachsen, der nie das Glück erleben durfte, „Großvater“, „Opa“, „Papi“ oder auch „Pepe“ gerufen zu werden. In unserer Familiengeschichte wurde er außerdem nie anders beim Namen genannt als „dein Vater“, wenn ich mit meiner Mutter sprach, oder „dein Ehemann“, wenn ich mich mit meiner Großmutter unterhielt. Wie hätten ihn seine vier Enkelkinder genannt, wenn er zurückgekommen wäre?

Während seiner Abwesenheit verbrachte ich meine Ferien auf dem Land in Lothringen, in den Ausläufern der Vogesen, von zwei Frauen umgeben: meiner Großmutter Jeanne und ihrer Schwester Louise, die unverheiratet war und sich aufopferte, damit es den beiden Waisenkindern gut ging. Die Anwesenheit des Abwesenden beschränkte sich auf eine Schwarz-Weiß-Fotografie, die auf dem Keramikofen im Schlafzimmer meiner Großmutter stand.

Der „27. August“ ist ein unumgänglicher Gedenktag für unsere Familie geworden, in Form einer Zusammenkunft in der Kirche von Pexonne, dann vor dem Denkmal der Deportierten, um dem endlosen Aufruf der Namen der 82 Deportierten, von denen 69 Menschen in Mauthausen inhaftiert waren, beizuwohnen.

Für jeden aus dem Leben Gerissenen gibt es jetzt eine Verbindung zu den Orten ihres Leidens, weit weg im Osten, deren Namen für uns fremd klingen: Mauthausen, Ebensee, Gusen, Linz, Melk, Sachsenhausen, Redl-Zipf und auch Dachau oder Neuengamme.

70 Jahre später ist es an der Zeit, die von der grauenhaften Barbarei der Nazis in das Nichts Gestoßenen zu ehren und sich der traurigen Schicksale der einfachen Helden zu besinnen.

Guillaume Maisse
Enkelkind von Georges Belin
F-97636 Mauthausen-Gusen

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