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Karel Hašler 1879 - 1941 Bearbeiten

Geboren 31.10.1879 in Praha
Gestorben 22.12.1941 in Mauthausen

Biografie

Karel Hašler wurde am 31. Oktober 1879 in Praha-Zlíchova in eine Arbeiterfamilie geboren. Er lernte das Handwerk des Handschuhmachers, aber seine Leidenschaft wurde das Theater. Allmählich wirkte er in verschiedenen Wandertheater-Gesellschaften, in Theatern in Praha, Tábor, Brno und sogar im slowenischen Ljubljana. In den Jahren 1903 bis 1915 war er Mitglied des Schauspiel-Ensembles im Nationaltheater. Während des Ersten Weltkriegs ging er auf Tournee durch die Böhmischen Länder und erregte Aufsehen mit seinen Liedern und Sketches antiösterreichischer und kriegskritischer Haltung.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei komponierte Hašler weiterhin Lieder und eröffnete sogar einen eigenen Musikverlag. Er schrieb auch Feuilletons, satirische Gedichte und hielt seine eigene Erinnerungen fest. Systematisch widmete er sich dem Kabarett, komponierte Operetten und war Autor einer Reihe von Liedern, die sich ins tschechische Volksliedgut einschrieben. Große Popularität erlangte das Werk Ta naše písnička česká (Unser tschechisches Lied) im Film Písničkář (Liedermacher) aus dem Jahr 1932. Als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler machte er sich auch im Filmbereich einen Namen. Zur Zeit der Sudetenkrise im Herbst 1938 trat er mit seinen patriotischen Musikproduktionen sowie öffentlich in der Bewegung zur Verteidigung der Republik auf. Dies führte er nach der deutschen Okkupation im März 1939 fort. Er verfasste patriotische Zeitungsartikel und trat als Liedermacher an zahlreichen Orten im Protektorat auf.

Aufgrund seiner antideutschen Äußerungen wurde er erstmals Anfang 1941 von der Gestapo festgenommen, am 2. September 1941 folgte die zweite Inhaftierung. Zu dieser Zeit wirkte er am Dreh des Filmes Městečko na dlani (Städtchen auf der Handfläche) mit, der erst nach seinem Tod Premiere hatte. Er war im Gestapo-Gefängnis Pankrác inhaftiert, von wo aus er in eine Transportzelle in Dresden gebracht wurde. Seine letzte Station war das Konzentrationslager Mauthausen, wo er am 17. September 1941 die Häftlingsnummer 6581 erhielt. Er wurde der Strumpfstopferei zugeteilt. Mitte November schlug ihn ein SS-Angehöriger zusammen und fügte ihm schwerste Verletzungen zu. Vier Tage später wurde er in den Strafblock versetzt, weiter tyrannisiert und infizierte sich mit Ruhr. Karel Hašler starb am 22. Dezember 1941, offiziell an Blutvergiftung nach Phlegmonen.

Zu seinem Tod sagt ein ehemaliger Mithäftling aus: „Über das Toilettenfenster baten wir, dass sie ihn zu uns riefen. Sie sagten uns, dass er infolge heftiger Durchfälle unter die Dusche gestellt worden sei und dass er bewusstlos im Waschraum liege. Da wir nicht hinein durften, baten wir sie, uns zumindest das Fenster zu öffnen. Sie kamen unserer Bitte nach und wir sahen den regungslosen Körper unseres Liedermachers – das Gesicht dem Fenster zugewandt – am bloßen Betonboden liegen, bis auf die Knochen abgemagert, mit großen Augen, umgeben von dichten Wimpern. Ein menschliches Wrack…“

Jan Vajskebr

Gedenkstätte Theresienstadt

 

Jan Vajskebr, geb. 1977, ist Historiker und Mitarbeiter des Nationalarchivs in Prag und der Gedenkstätte Theresienstadt.

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