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Marzell Leeb 1893 - 1940 Bearbeiten

Geboren 1.1.1893 in Gnesau
Gestorben 1.11.1940 in Gusen

Biografie

Marzell Leeb war der Sohn des Tischlermeisters Johann Leeb und dessen Frau Maria. Ab 1905 besuchte Leeb das Gymnasium in Brixen, später das k.k. Staats-Obergymnasium in Klagenfurt, ehe er im Jahre 1914 in das Priesterseminar in Klagenfurt aufgenommen wurde. Nach seiner Priesterweihe am 23. Juni 1918 war er in unterschiedlichsten Seelsorgestationen, beispielsweise in Bleiberg, Bleiberg-Kreuth, Weissenstein, Penk/Mölltal und ab Anfang 1936 in Waidegg im Gailtal tätig. Im August 1936, nach 18-jähriger Dienstzeit, musste er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand treten. Die amtsärztliche Untersuchung hatte „beidseitige Schwerhörigkeit, Arteriosklerose und Herzmuskelschäden“ ergeben.

Im November 1939 wurde der gesundheitlich stark angeschlagene Pfarrer Marzell Leeb verhaftet und am 11. Mai 1940 ins KZ Dachau deportiert. Er erhielt die Gefangenennummer 10494. Drei Monate später, am 16. August, kam es zur Überstellung ins KZ Mauthausen/Gusen. Ab dem 17. August desselben Jahres wurde Pfarrer Leeb einem Steinträgerkommando im KZ Gusen zugeteilt. Damit wurde Leeb der „Vernichtung durch Arbeit“ zugeführt. Der Geistliche überlebte die Torturen keine drei Monate. Am 1. November – zu Allerheiligen – wurde Leeb für tot erklärt. Der fadenscheinige Grund: „Herzmuskelschwäche und Wassersucht“. In Wirklichkeit wurde der schwer kranke Mann, nachdem er nicht mehr in der Lage war, Steine aus dem KZ-Steinbruch zu transportieren, mit einer Giftspritze ermordet.

Der Kärntner Pfarrer Nikolaus L’hoste, der mit Leeb zur selben Zeit in Mauthausen inhaftiert war, schrieb später in einem Artikel für die Volkszeitung am 12. März 1946: „Pfarrer Marcellus Leeb aus Zedlitzdorf ist am Allerheiligentag 1940 ermordet worden. Er hatte sich tags zuvor ins Krankenrevier gemeldet, mit Wasser in den Füssen. Am nächsten Tag war er tot. Er hat eine Giftspritze erhalten.“

Die Asche von Pfarrer Marzell Leeb wurde am Friedhof in Zedlitzdorf beigesetzt.

Bernhard Gitschtaler

Erinnern Gailtal

Bernhard Gitschtaler ist Obmann des Vereins „Erinnern Gailtal“ und Herausgeber des Buches Ausgelöschte Namen – Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal (Salzburg/Wien 2015).

 

Quellen:

Archiv der Diözese Gurk-Klagenfurt.

Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Akt.Nr. 1282 und Namenskartei.

 

Literatur:

Herbert Fritz/Peter Krause (Hg.): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–1945. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung (Wien 2013), S. 408.

Bernhard Gitschthaler: Ausgelöschte Namen (Salzburg 2015).

Peter G. Tropper: Kärntner Priester im KZ. In: Maximilian Liebmann/Hans Paarhammer/Alfred Rinnerthaler (Hg): Staat und Kirche in der „Ostmark“ (Frankfurt am Main et al 1998), S. 395–449.

Peter G. Tropper: Marzell Leeb. In: Jan Mikrut (Hg.): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Band 3, Diözesen Feldkirch, Innsbruck, Gurk, Salzburg (Wien 2000), S. 161ff.

August Walzl: Gegen den Nationalsozialismus. Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Kärnten, Slowenien und Friaul (Klagenfurt 1994), S. 142 und S. 158.

Manfred W. Wendel-Gilliar: Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden. Priester und Ordensleute sowie evangelische Pastöre 1933–1945 KZ Dachau, Band 2 (Rom 2001).

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