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José Aparicio León 1920 - 1942 Bearbeiten

Geboren 24.5.1920 in Alicante/Alacant
Gestorben 1.1.1942 in Gusen

Biografie

Ich heiße María Aparicio Cabral und bin die Nichte von José Aparicio León, der am 1. Jänner 1942 im Konzentrationslager Gusen verstorben ist. Leider konnte ich ihn nie kennen lernen und kann deswegen nur das von seinem kurzen Leben berichten, was mir mein Vater erzählt hat.

José war der älteste von vier Geschwistern – Gregorio, Teresa und Francisco. Er wurde am 24. März 1920 in Alicante in eine Familie aus bescheidenen Verhältnissen geboren. Seine Eltern José und Teresa ließen sich während der Zeit der Spanischen Republik scheiden, und diese Tatsache markierte den tragischen Wendepunkt seines Lebens. Als sie noch Kinder waren, nahm mein Großvater sie mit. Er sagte zu meiner Großmutter, dass sie Verwandte in einem nahegelegenen Dorf besuchen würden. In Wirklichkeit aber nahm er sie mit nach Barcelona und damit für immer weg von ihrer Mutter. Er baute eine Art „Chabola“ (Hütte) am Strand von Bogatell. Dort lebten sie in größter Armut.

Meine Großmutter Teresa suchte verzweifelt nach ihren Kindern – jedoch erfolglos. Zur gleichen Zeit begann in Spanien der Bürgerkrieg, Barcelona war eine der am meisten von den Bombenangriffen getroffenen Städte.

Da José der größte Bruder war, war er der einzige, der sich um das Überleben der Geschwister kümmern konnte. Aber nicht einmal dies reichte – die Not war so groß und die Lebensbedingungen so schlecht, dass die beiden mittleren Geschwister (Gregorio und Teresa) an Tuberculose erkrankten und mit zwölf bzw. 13 Jahren starben.

José und Francisco blieben bei ihrem Vater, unter erbärmlichen Verhältnissen und große Not leidend, bis José mit 17 Jahren aufgerufen wurde, sich in die Reihen der Republikanischen Armee einzugliedern. Dies war die sogenannte Quinta del Biberón[1]: Nachdem es keine Erwachsenen mehr gab, um sie in die Reihen einzugliedern, forderten sie nun die Kinder zum Kämpfen auf.

Mein Vater erklärte mir stets, dass José nie eine Waffe verwendet habe, er habe lediglich geholfen, Schützengräben zu graben. Als der Krieg zu Ende war, überquerte José genauso wie viele andere SpanierInnen auf der Flucht vor dem Franquistischen Heer die Grenze zu Frankreich. Wie alle Welt weiß, wurden sie dort in Flüchtlingslagern unter beschämenden Bedingungen „aufgenommen“. Während des Kriegs war mein Vater Teil der sogenannten Kinder des Krieges und fand bei einer französischen Familie Herberge. Er erzählte mir, dass er José gemeinsam mit der Familie mehrere Male in einem Lager besuchte, um ihm Essen und Winterkleidung vorbeizubringen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem Besuche verboten wurden. Mein Vater erinnerte sich mit Tränen in den Augen an das letzte Mal, als er seinen Bruder lebend sah: José stand am Weg, mein Vater saß im Auto – beide winkten zum Abschied.

Als Hitler in Frankreich einmarschierte, fragte er Franco, was er denn mit all den SpanierInnen in den Lagern machen solle. Dieser antwortete, er solle mit ihnen machen, was er wolle, denn er betrachte diese Menschen nicht als SpanierInnen. Und so endete José in Gusen. Er starb mit nur 21 Jahren.

Dies ist meine kleine Hommage an José und seine drei Geschwister, sowie an so viele andere Buben und Mädchen, die nie durch diese Hölle des Kriegs hätten gehen sollen.

María Aparicio Cabral

 

María Teresa Aparicio Cabral ist die Nichte von José Aparicio León.

 


[1] Anm. d. Ü.: Die Quinta del Biberón war eine Einheit, die aus jugendlichen Kämpfern und Kämpferinnen zwischen 17 und 19 Jahren bestand. Schätzungsweise zwischen 27.000 und 35.000 Jugendliche sollen während des Spanischen Bürgerkriegs in der Quinta del Biberón gekämpft haben. 

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