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Jaroslav Mrkoš 1901 - 1942 Bearbeiten

Geboren 30.1.1901 in Praha
Gestorben 16.7.1942 in Mauthausen

Biografie

Jaroslav Mrkos wurde in die Familie eines Mittelschullehrers und Direktors der Straka-Akademie geboren; er hatte einen Bruder und eine Schwester. Im Jahre 1929 heiratete er Antonie Slezáková, mit der er eine Tochter hatte. Er war tschechischer Nationalität und ohne Glaubensbekenntnis.

Die Mittelschule absolvierte er in den Jahren 19111919 am tschechischen staatlichen Gymnasium in Praha III Malá Strana (Kleinseite). Anschließend setzte er seine Ausbildung durch ein Studium der Mathematik und Physik an der Přírodovědecká fakulta Karlovy univerzity (Naturwissenschaftliche Fakultät der Karlsuniversität) Praha fort. Das Staatsexamen legte er im Jahre 1924 (in Mathematik) und 1925 (in Physik) ab; nach Ablegen der Rigorosum-Prüfungen im Januar 1925 und Verteidigung seiner Dissertationsarbeit promovierte er zum RNDr. Nach dem Ablegen des Staatsexamens für das Lehramt an Mittelschulen war er unter Ausnahme eines kurzen Zeitraums in den Jahren 1934-1935 am Institut für höhere und niedere Geodäsie II an der Vysoká škola technická v Brně (Technische Hochschule Brünn) tätig, und zwar bis zum November 1939. In den 1930er Jahren unternahm er zwei Studienreisen nach Jena (Carl Zeiss).

Auf dem Gebiet der höheren Geodäsie beschäftigte er sich insbesondere mit der astronomischen Bestimmung der geographischen Koordinaten und der kartographischen Darstellung sowie mit der Messung der Schwerkraft der Erde. Ab dem Jahre 1928 lassen sich seine Artikel in geodätischen Fachzeitschriften und Sammelwerken zu den Themenkreisen Gravimetrie, Nomographie, genaue Nivellierung und Bestimmung der Aneroid-Konstanten finden. Mrkos arbeitete in den Jahren 1936-1937 mit dem Vojenský zeměpisný ústav (Militärisches Geographisches Institut) Praha bei Prüfmessungen der Schwerkraft in Brno (Brünn), Břeclav (Lundenburg), Uherský Brod (Ungarisch Brod) und Olomouc (Olmütz) zusammen. Mrkos führte dabei Pendelmessungen und deren Registrierung durch, die in der Arbeit Prüfmessungen der Schwerkraft in den Jahren 1936 und 1937, durchgeführt vom Geodätischen Institut der Tschechischen Technischen Hochschule in Brno (Brünn) und dem Militärischen Geographischen Institut Praha (Brno-Brünn 1939), welche im Jahre 1940 mit dem zweiten Preis der Tschechischen Akademie für Wissenschaft und Kunst geehrt wurde, zusammengefasst sind. Populär waren seine Vorträge im Radio, wie z. B. Dostaneme se někdy na Měsic? (Gelangen wir irgendwann einmal auf den Mond), Přednáška o Měsici (Vortrag über den Mond) oder Výlet do vesmíru (Ausflug in den Kosmos) aus dem Jahre 1935. Er war Mitglied des Vereins SIA, der Astronomická společnost (Astronomische Gesellschaft) und Freimaurer.

Nach dem 17. November 1939 hatte J. Mrkos seine Assistentenstelle bis März 1941 bzw. bis 1944 gesichert. Im Jahre 1939 wurde er für die Stelle eines Professors der höheren Geodäsie und Astronomie an der Slovenská vysoká škola technická (Slowakische Technische Hochschule) Bratislava (Pressburg) vorgeschlagen, was er jedoch ausschlug. Anschließend wurde er zum Professor an der Vyšší průmyslová škola (Höhere Industrieschule) Brno (Brünn) bzw. am reformierten Realgymnasium in Brno Královo Pole (Brünn-Königsfeld) ernannt. Im Jahre 1940 beteiligte er sich an der aktiven Widerstandstätigkeit, und zwar in der Gruppe von Prof. F. Koláček, der in der Widerstandsbewegung der Brünner Hochschulprofessoren im Rahmen der Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) und der sog. Moravská Pětka (Mährische Fünf) tätig war. Ferner war er in Blansko (Blanz) und Boskovice (Boskowitz) in die Widerstandsstrukturen des Sportvereins Sokol eingebunden. Mrkos wurde am 17. Oktober1941 von der Gestapo verhaftet und der Vorbereitung des Landesverrats beschuldigt. Ein erschwerender Umstand war, dass bei ihm Karborundum-Pulver zum Schleifen optischer Gläser gefunden wurde, welches laut Gestapo zur Zerstörung der Lager von Eisenbahnwagen verwendet werden kann. Er wurde im Kounicový kolej (Kaunitz-Wohnheim) eingesperrt. Am 10. Jänner 1942 urteilte das Deutsche Standgericht Brünn über die erneute Übergabe an die Gestapo und über die Beschlagnahmung seines Eigentums.

Am 3. Februar 1942 (in einigen Quellen ist der 5. Februar angegeben) wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Jaroslav Mrkos starb hier schon am 16. Juli 1942 im Alter von nicht ganz 41 Jahren; nach späterer Mitteilung angeblich an Herzschwäche, andere Quellen führen als Ursache die Folgen einer Phlegmone an.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde Mrkos am 10. Dezember 1949 in memoriam zum außerordentlichen Professor der höheren Geodäsie an der Technischen Hochschule Brno (Brünn) ernannt. Sein Name steht auf der Gedenktafel der Wissenschaftler und Lehrer der Technischen Hochschulen Brno (Brünn), die in den Jahren 1942-1945 im Konzentrationslager Mauthausen zu Tode gefoltert wurden (bis zum Jahre 1995 im Gebäude des Rektorats in der Opletalová-Straße 6/01 angebracht) und ferner auf der Gedenktafel der Opfer der Naziokkupation der Baufakultät der Technischen Hochschule Brno (Brünn) (Barvičová-Straße 85), die jetzt am Gebäude der Baufakultät der Technischen Hochschule angebracht ist (Žižkova-Straße 17).

Michal V. Šimůnek

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