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Gian Luigi Banfi 1910 - 1945 Bearbeiten

Geboren 2.4.1910 in Milano
Gestorben 11.4.1945 in Gusen

Biografie

Gian Luigi Banfi wird als Sohn von Angelo Banfi und Alice Gandini geboren. Er macht sein Abitur im Gymnasium Parrini von Mailand, wo Lodovico Belgiojoso, Enrico Peressuti und Ernesto Rogers seine Klassenkameraden sind. Wie diese schließt er 1931 sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule von Mailand ab. Gemeinsam gründen sie 1932 das Büro für Architektur und Stadtplanung BBPR, das nach den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen benannt ist, ein für die rationalistische Architektur in Italien wegweisendes Büro. Das BBPR entfaltet eine breite Tätigkeit, die Raumplanung, Bauplanung, Einrichtungen und Design umfasst, und arbeitet mit den wichtigsten Architekturzeitschriften zusammen.

Banfi gewinnt mit Belgiojoso den Architekturpreis Littorale d´Architettura von 1932, das BBPR erarbeitet zudem den Raumordnungsplan der Stadt Pavia (1933) und jenen der Region Aostatal (1936), konzipiert die Ausstellungshallen der neuen Mailänder Messe (1939), die Fremdenverkehrsplanung der Insel Elba (1939) und das Postamt für den römischen Stadtteil E.U.R 42. Das BBPR wird Mitglied des CIAM (Comitato Internazionale Architettura Moderna). Banfi nimmt auch an den Kongressen in Paris (1937) und Zürich (1939) teil. Bei diesen Gelegenheiten knüpft das BBPR Kontakte mit Le Corbusier, Gropius, Giedion und anderen wichtigen Vertretern der klassischen Moderne. Sie nehmen eine kritische Haltung gegenüber dem Provinzialismus und der Isoliertheit der faschistischen Architektur in Italien ein. Das BBPR ist eine untrennbare Gruppe mit gemeinsamer Methodik, weshalb Banfi sowohl im Beruflichen als auch in der Lebensplanung oder in der politischen Ausrichtung eng mit seinen Kollegen verbunden ist. Der Prozess von der Unterstützung des Faschismus, dann vom Antifaschismus bis hin zur Teilnahme am Widerstand wird von Belgiojoso so beschrieben: „Der Lösungsprozess vom Faschismus war bei uns vieren nicht gleich, auch wenn er sich gleichzeitig vollzog. Einer der ersten Risse in unserem Bewusstsein war sicherlich die Proklamation des Kaiserreichs 1936 … Die Rhetorik der Proklamation mit ihren Implikationen für die Kultur war sicherlich einer der Gründe.“

Die Verkündung der Rassengesetze von 1938, die den Ausschluss des jüdischen Kollegen Rogers aus dem öffentlichen Leben mit sich bringen, führt schlagartig zum endgültigen Bruch mit dem Regime. Gian Luigi Banfi agiert offen antifaschistisch und ist im Dezember 1942 gemeinsam mit Parri, Calamandrei, Lombardi, La Malfa und seinem Bruder Arialdo Banfi Mitbegründer des Partito d‘Azione (Aktionspartei). Hervorzuheben sind die Begegnungen mit Ernesto Rossi und Spinelli. Das Büro in der Via dei Chiostri wird zum Zentrum der konspirativen Aktionen der Bewegung von Giustizia e Libertá (Gerechtigkeit und Freiheit). Banfi, der 1943 wieder ins Heer einberufen wird, befindet sich am 8. September in Chiavari, wo er eine militärische Widerstandsgruppe gegen die deutschen Besatzungstruppen organisiert. Zurück in Mailand nimmt er wieder eine aktive Rolle im Widerstand ein. Am 21. März 1944 wird er mit Belgiojoso infolge einer Denunziation verhaftet, was zur Auflösung des Führungsstabs des Partito d’Azione führt.

Banfi wird im Mailänder Gefängnis San Vittore inhaftiert. Am 27. April 1944 wird er vom Gleis 21 des Mailänder Bahnhofs ins Durchgangslager Fossoli abtransportiert. Nach seiner Überstellung ins Durchgangslager Bozen am 25. Juli wird er am 5. August nach Mauthausen deportiert, wo er am 7. August eintrifft. Schließlich wird er nach Gusen überstellt, wo er nach dem Zeugenbericht des Malers Aldo Carpi am 10. April 1945 um 12.45 Uhr stirbt. „Die Sonne stand über seinem Fenster, und über ihm auf dem sonnigen Dach – an diesem wunderschönen Tag – war eine schöne Amsel im Käfig.“

Giuliano Banfi

ANED, Sektion Mailand 

 

Giuliano Banfi ist der Sohn von Gian Luigi Banfi und Vizepräsident der Mailänder Sektion der Associazione nazionale ex deportati (ANED). Julia Bertolotti ist die Witwe von Gian Luigi Banfi und Mitglied der ANED, Sektion Mailand.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

 

Quellen:

Archiv von Julia und Gian Luigi Banfi.

Literatur:

Gian Luigi und Julia Banfi: Amore e Speranza (Mailand 2009).

Lodovico Belgiojoso: Notte e Nebbia. Racconto di Gusen (Parma 1996).

Ezio Bonfanti / Marco Porta: Cittá, Museo e Architettura (Mailand 2009).

Enciclopedia Treccani und Dizionario Biografico degli Italiani.

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