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Bolesław Strzałkowski 1907 - 1945 Bearbeiten

Geboren 23.3.1907 in Brwilno
Gestorben 6.6.1945 in Ebensee

Biografie

Erinnerungen einer Tochter an ihrem Vater, Bolesław Strzałkowski, geboren am 23. März 1907

Mein Vater war Lehrer und Leiter der Grundschule in Rybie, Bezirk Gostynin. Er organisierte auch das kulturelle Leben in dieser Region; er gründete das Feuerwehr-Orchester und spielte selbst sehr gut Violine und Trompete.

Die gesamte Familie wohnte im Schulgebäude die Eltern und die vier Kinder. Die Eltern sammelten Geldmittel und Materialien für die Errichtung eines Eigenheims in der Nähe der Schule.

Wir waren noch sehr klein. Mein Bruder war damals sieben Jahre alt, ich war vier, meine Schwester fünf und die jüngste Schwester gerade sechs Monate alt.

Ich kann mich [noch] an den Tag erinnern, als am späten Abend deutsche Soldaten in unsere Wohnung eindrangen. Ich war sehr erschrocken und nahm sie als riesengroße Monster wahr; sie schrien unseren Vater an und zerrten an ihm, wir haben alle geweint, als wir uns an unserem Vater klammerten, den man uns wegnahm. Unser Vater verabschiedete sich von uns und Tränen liefen über sein Gesicht. Er beugte sich weinend über die Wiege meiner kleinen Schwester, so als ob er sich von ihr und von uns für immer verabschieden würde.

Die Deutschen brachten ihre „Großzügigkeit“ zum Ausdruck, indem sie uns etwas Schokolade gaben und sagten, dass der Vater in einigen Tagen zurück sein würde. Sie wiesen den Vater an, warme Kleidung für unterwegs mitzunehmen.

Nach einigen Tagen kehrten die Deutschen jedoch zu uns nach Hause zurück. Sie erlaubten unserer Mutter etwas Hab und Gut auf den Weg mitzunehmen und stellten uns einen Wagen zur Verfügung, luden uns darauf und fuhren uns in ein entlegenes Dorf zu unserer Familie.

Dort warteten wir auf die Rückkehr unseres Vaters. Erst nach dem Ende des Krieges, Ende Mai 1945 erhielten wir einen Brief von unserem Vater. Der Vater überstand die Hölle einiger Konzentrationslager er wurde von einem in das nächste verlegt.

Sein Weg führte ihn durch:

·         Dachau

·         Mauthausen

·         Kommando Gusen

·         Kommando St. Valentin

·         Ebensee.

Er war ein politischer Gefangener und als solcher besonders unbequem für das „Dritte Reich“.

In seinem Brief kündigte der Vater an, mit Sicherheit mit dem nächsten Transport zurückzukehren.

Die Freude war riesig. Jeden Tag liefen wir auf die Hauptstraße und schauten, wer von uns den Vater zuerst sehen kann und ob uns der Vater erkennen wird.

Aber vergeblich. Unser Vater kam nie zurück. Wir erhielten einen Brief aus Österreich, in dem man uns mitteilte, dass unser Vater am 6. Juni 1945 verstorben war und von den Mithäftlingen auf dem Friedhof für politische Gefangene in Steinkogel, in der 3. Reihe, im Grab 153 – in Weiß – begraben wurde.

Das war eine schreckliche Nachricht für uns. Wir werden unseren geliebten Vater nie wiedersehen. Unsere Mutter gab sich der Verzweiflung hin. Mit dem Verlust des Vaters hatte sich unser Leben sehr stark verändert.

Es fehlte uns ein Betreuer. Es ging uns schlecht, wir hatten Hunger und waren arm. Unsere Mutter beschloss, sich an eine karitative Organisation in Gostynin zu wenden und auf ihren Antrag wurden wir alle vier in einem Kinderheim in Skrzeszewy untergebracht. Es war das Jahr 1946 Frühling.

Und wieder standen uns Tage voller Trauer bevor. Unsere Mutter musste uns zurücklassen. Ohne unsere Mutter und unser eigenes Zuhause waren wir überwältigt davon, warum uns unsere geliebte Mutter unter fremden Menschen zurückgelassen hatte. Unsere Mutter musste für uns und irgendein Zuhause arbeiten gehen. Allerdings kam uns Pflege zu und man gab uns die Gelegenheit zu lernen. Wir haben die Grund- und Mittelschule abgeschlossen.

Unsere Mutter hat uns oft besucht. Das waren Augenblicke voller Freude und Glück. Ich kann mich noch heute daran erinnern, als wir nicht im Kinderheim, sondern im Dorf waren und mit dem goldenen Feuerwehrhelm unseres Vaters und seiner Trompete spielten, und versuchten auf Vaters Geige zu „spielen“; wir spielten „Vater“ und es kam uns vor, dass er mit uns zusammen wäre.

Meine Kindheit und Jugend waren Jahre der Sehnsucht nach dem Vater. Es war nicht leicht für uns, aber wir haben alle ein Studium abgeschlossen und uns abgenabelt. 

Mein Vater wurde vom Internationalen Roten Kreuz gesucht, da wir bis zum Ende nicht an seinen Tod glaubten.

Erst als wir 1971 eine Nachricht vom Roten Kreuz über sein Ableben auf der Grundlage der Erklärung von Dr. Czesław Nowogórski, einem der Mithäftlinge im Lager, der Zeuge seines Todes war, erhielten, [haben wir es geglaubt].

Mein Leben war alles andere als leicht, eine schäbige Kindheit, und heute, [auch] mit meinen 80 Jahren, erinnere ich mich [noch] an meinen Vater und vermisse ihn immer noch.

Anna Szymańska, geb. Strzałkowska

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