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Gino Tommasi 1895 - 1945 Bearbeiten

Geboren 19.9.1895 in Ancona
Gestorben 5.5.1945 in Gusen

Biografie

Gino Tommasi wurde am 19. September 1895 in Ancona in einem schlichten Haus auf der Piazza del Campo della Mostra, der heutigen Piazza Enrico Malatesta geboren. Nach dem Abitur 1915 schrieb er sich an der Universität für mathematische Studien in Bologna ein. Er nahm als Unterleutnant der Alpini am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg nahm er sein Studium in Bologna wieder auf. Er schloss sein Studium 1920 als Ingenieur und Architekt ab und begann in Ancona in seinem Beruf zu arbeiten. Tommasi war seit 1922 ein Gegner des faschistischen Regimes. Er wurde in seiner Berufsausübung behindert und war den Angriffen der Squadristen ausgesetzt. 1923 heiratete er Alma Vecchini, mit der er drei Kinder hatte: Giorgio, Paolo und Gigliola. Als Mitglied der kommunistischen Partei wurde er zum Kommandanten der Guardia Nazionale ernannt. Während der deutschen Besatzung Anconas war Tommasi unter dem Kampfnamen „Annibale“ der alleinige Verantwortliche der Resistenza der Region Marken. Am 9. Februar 1944 wurde er, nachdem ihn ein Verräter denunziert hatte, in seinem Heim in Ancona überrascht und in Haft genommen. Nach seiner Überführung in das Gefängnis von Pesaro wurde er der deutschen Polizei in Forlì übergeben, wo er Gewalt und Folter erlitt. Da er auf seine Verantwortung sehr stolz war, verriet er die Resistenza der Marken nicht. Er wurde vor ein deutsches Kriegsgericht gestellt, das seinen Sitz in Macerata hatte, einer Kleinstadt in den Marken. Obwohl er von der Anschuldigung, Anführer der Partisanen zu sein, freigesprochen wurde, verurteilte man ihn dennoch als Feind des Reiches zur Internierung im Konzentrationslager. Er kam zunächst in das Lager von Fossoli. Am 21. Juni 1944 wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert, wo er drei Tage später ankam. Da er ein kräftiger Mann mit einer robusten Statur war, wurde er nicht für die Todesduschen ausgewählt. Nach der Quarantäne, die er vermutlich in Gusen verbracht hatte, wurde er am 5. Juli 1944 nach Wiener Neustadt geschickt.

Er arbeitete in der Produktion der Rax-Werke, wo Güter für die deutsche Marine hergestellt wurden. Danach kam er in die Lokomotivfabrik, wo er in der Eisenbahnwerkstatt Zwangsarbeit leistete.

Die Arbeiten fanden in der Werkshalle einer alten Fabrik statt, die Serbenhalle genannt wurde. Die zweihundert Meter lange Fabrikshalle war nicht geheizt. Die Deportierten waren in der Fabrikshalle untergebracht, die Arbeitsräume waren stinkende Schlafsäle geworden. Der Hunger war die größte Folter. Ein weiterer Albtraum waren die deutsche SS und die Kapos, welche die anderen Häftlinge beaufsichtigten und sie mit Schikanen und grausamen Stockhieben terrorisierten. Nach 13 Monaten, die er in italienischen Gefängnissen und österreichischen Konzentrationslagern verbracht hatte, kämpfte Tommasi mit der einzigen Waffe, die ihm noch blieb: Sein klarer Verstand, mit dem er die Demokratie lehrte und sie in den Reihen der Jungen, die im Netz der Höllenmaschinerie der Konzentrationslager gefangen waren, verbreitete. Ungeachtet der Gefahr von Bestrafungen, die Aufwiegler mit dem Tod bezahlten, setzte Annibale tapfer seine Tätigkeiten fort. Sein Gesundheitszustand war aufgrund von Beinödemen sehr schlecht. Mithäftlinge brachten ihn ins Lager Steyr-Münichholz. Nachdem sich seine Gesundheit weiterhin verschlechterte, brachte man ihn zurück nach Gusen. Als er mit seiner Kraft am Ende war, verstarb er, gestützt von seinen stärksten Kameraden, um neun Uhr am 5. Mai 1945 in Gusen III. Bevor er starb, trug er seinen Kameraden mit klarem Verstand auf, weiterhin für ein freies und demokratisches Italien zu kämpfen.
 

Attilio Bevilacqua

 

Auszug aus dem Buch von Attilio Bevilacqua: Gino Tommasi (Annibale). V° Brigata Garibaldi (Ancona 2018).

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