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Václav Khodl 1895 - 1942 Bearbeiten

Geboren 23.10.1895 in Praha
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Die Geschichte der Familie Khodl

 

Jugend

 

Václav Khodl wurde am 23. Oktober 1895 in Prag-Vysočany Nr. 110 als Kind von Václav Khodl und Josefa Khodlová, geborene Pochopová, geboren. Getauft wurde er von Václav Karl im Dom der Evangelisch Reformierten Kirche. Sein Vater, Václav Khodl Sen. wurde am 2. September 1865 geboren. Er stammte aus Plzeň und war von Beruf Kesselschmied. Er war römisch-katholischen Bekenntnisses. Václav Khodl Sen. war als Kesselschmiedemeister in der Maschinenbaufabrik Českomoravská Kolben a Daněk in Vysočany angestellt. Er kam bei einem Erdbeben in Serbien ums Leben, als er dort auf Montage war. Seine Frau Josefa wurde am 1. März 1865 in Svojkov bei Jičín geboren und war evangelischen Bekenntnisses.

Václav Khodl lernte seine künftige Ehefrau Emanuela Smržová im Laientheater in Vysočany kennen. Sie wurde am 5. Dezember 1897 als Tochter von Josef und Anna Smržová in Vysočany Nr. 134 geboren.

Hochzeit feierten Václav Khodl und Emanuela Smržová am 18. Oktober 1919 in der evangelischen Kirche der reformierten calvinistischen Kirche „U Klimenta“ in Prag 1. Am 15. August 1920 wurde ihr Sohn Václav geboren.

Václav Khodl lernte nach seinem Vater den Beruf des Kesselschmieds. Anschließend arbeitete er als Monteur, technischer Kontrolleur und Zeichner bei der Firma Českomoravské-Kolben-Daněk in Vysočany. Am Höhepunkt der Firma montierte Václav Khodl ČKD-Erzeugnisse unter anderem in Bulgarien oder auch im exotischen Persien. Emanuela Khodlová kümmerte sich um den Haushalt. Allgemein lässt sich sagen, dass es der Familie während der Zeit der 1. Republik gut ging. Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, dass die Khodls in den 20er Jahren in Svépravice bei Horní Počernice ein Baugrundstück kauften und auf diesem mit Hilfe des Bruders von Emanuela Khodlová, Václav und mit Hilfe des Bruders Jan von Václavs Seite im Jahre 1928 eine Villa errichteten, die den Namen Emka erhielt. Diese Villa bewohnten sie bis zu den 40er Jahren teilweise und vermieteten den freien Teil. Sein Sohn ging nach Abschluss des Realgymnasiums ab Herbst 1937 auf die Höhere Industrieschule in Smichov, wozu sein Vater ein Führungszeugnis beantragte, um die Aufnahme des Sohnes auf der Schule zu ermöglichen. Im Juni 1942 legte er die Abschlussprüfung ab und plante dann, bei der Fa. Avia in Letňany anzufangen. Aus diesem Grunde stellte er einen Antrag auf Ausstellung eines Führungszeugnisses, in dem sein Beruf als technischer Angestellter angegeben war, was Bedingung für seinen Eintritt in die Firma war.

Václav Khodl Jun. spielte an seinem Wohnort in Svépravice Fußball für den örtlichen Klub SK Chvaly.

 

Hilfe für die Fallschirmspringer

Die Attentäter der Gruppe ANTHROPOID kamen dank der Hilfe der illegalen Organisation Obec sokolská v odboji (OSVO, Sokol-Gemeinde im Widerstand) schon kurz nach ihrer Ankunft in Prag nach Vysočany. Und zwar konkret zu Jaroslav Piskáček. Jaroslav Piskáček war der frühere Vorsitzende des Sportvereins Sokol in Vysočany und hatte zu dieser Zeit schon eine sog. Fünfergruppe um sich versammelt, die aus den engsten früheren Funktionären bestand. Gerade mit diesen engsten Mitarbeitern begann Jaroslav Piskáček die Aufgabe zu lösen, die ihm bei einer Zusammenkunft der engen Leitung der OSVO gestellt wurde, und zwar beide Fallschirmspringer aus der Gruppe ANTHROPOID unterzubringen. Die genannte Zusammenkunft fand in der ersten Hälfte des Monats Januar 1942 statt und schon bei dieser Zusammenkunft erklärte der Übungsleiter Jugend, Jaroslav Smrž, dass es möglich wäre, die Fallschirmspringer bei seiner Schwester Emanuela Khodlová unterzubringen. Der Grund dafür war der Umstand, dass Václav Khodl häufig auf Montage war und die Familie eine größere Wohnung in der Valdecká ulice Nr. 659/16 in Vysočany besaß. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Umzug der beiden Fallschirmspringer an die Adresse der Khodls in Vysočany kurz nach dieser Zusammenkunft erfolgte. Die Fallschirmspringer hielten sich jedoch nicht nur dort auf. Sie wohnten selbstverständlich auch bei Jaroslav Piskáček und Gabčík schlief beim Bruder von Emanuela Khodlová, Václav Smrž, in Prosek, ab der Zeit, als seine Ehefrau Marie erkrankte. Damals bereitete Emanuela Khodlová das Essen sowohl für ihn als auch für Josef Gabčík zu. Die Khodls ermöglichten den Fallschirmspringern auch die Nutzung der Villa in Svépravice. Ein Teil wurde zu dieser Zeit von dem Fachlehrer František Kratochvíl bewohnt und eine Wohnung stand hier leer. In diese Villa wurde nach und nach sämtliches Einsatzmaterial, sowohl die benötigte Ausrüstung als auch die nicht mehr benötigte Ausrüstung in Form der zwei Fallschirme und der Absprung-Overalls aus Horoušany transportiert.

In die Unterstützung der Fallschirmspringer band Václav Khodl seinen Bruder Jan ein, dessen Frau brachte im Frühjahr 1942 Emanuela Khodlová Lebensmittel. In die Tätigkeiten zur Unterstützung der Fallschirmspringer wurde auch der Sohn der Eheleute Khodl, Václav Jun., eingebunden. Dieser begleitete die Fallschirmspringer oft bei ihren Wegen durch Prag, auch in Gesellschaft seines Mitschülers Jiří Hofman, der sich den Fallschirmspringern schon Anfang Januar 1942 vorstellte. Mehrere Male fuhr er mit ihnen auch wegen bestimmter Dinge in die Villa nach Svépravice. Bald vertiefte sich das Verhältnis der Fallschirmspringer vor allem zu Frau Khodlová so sehr, dass sie damit begannen, sie Mama zu nennen und sich zu ihr wie zu einer Mutter verhielten. Zum Muttertag kauften sie ihr gemeinsam Blumen. Die Khodls ließen zusammen mit Jaroslav Piskáček beim Schneider Formáčka aus Vysočany neue Bekleidung für Jan Kubiš nähen.

Das Versteck bei den Khodls wurde bis zum Attentat auf R. Heydrich fast ununterbrochen genutzt. Die Fallschirmspringer kamen und gingen unregelmäßig und es gab auch Fälle, in denen sie erst nach längerer Zeit zurückkehrten. Nach der Ankunft von Josef Valčík und Adolf Opálka in Prag kannten auch diese Fallschirmspringer die Adresse der Khodls.

Ansonsten schien es so, dass das Leben der Fallschirmspringer in Vysočany fast idyllisch war. An den Abenden bei den Khodls spielten sie Karten. An diesen Zusammenkünften nahmen auch die Mutter von Emanuela, Anna Smržová und der Mitschüler von Václav Khodl, Jiří Hofman, teil.

Trotzdem blieben die Fallschirmspringer immer einsatzbereit. Sie trugen ihre Pistolen immer bei sich und legten sie nachts unter das Kopfkissen. Sie warnten die Schwester immer vor der Gefahr, in die sie sich begab, und sagten gleichzeitig, dass sie sich, sie und ihren Sohn im Falle einer Bedrohung durch die Gestapo erschießen würden.

 

Vorbereitungen auf das Attentat

Die Vorbereitungen auf das Attentat wurden im Frühling intensiviert. Vor Ostern fanden die Eheleute Heydrich endlich einen Ort, wo sie sich dauerhaft niederlassen konnten. Ihnen wurde das Empireschloss in Panenské Břežany angeboten, in dem bis zum 22. September 1941 Konstantin von Neurath wohnte. Das Schloss gefiel den Eheleuten Heydrich, vor allem der Ehefrau Lina. Davon hatten die Fallschirmspringer selbstverständlich erfahren und glaubten zuerst, dass gerade die Umgebung von Heydrichs Sitz für die Durchführung eines Attentats geeignet sei. Damit sie bis dorthin gelangen und sich mit dem umgebenden Gelände vertraut machen konnten, mussten Fahrräder für die Fallschirmspringer besorgt werden. Das Damenrad, auf dem Josef Gabčík fuhr, konnte bei der Familie Moravec aus Žižkov besorgt werden. Für das Herrenrad sorgte Jaroslav Smrž indem er sein Rad Jan Kubiš auslieh und für sich selbst ein Rad von seinem Bruder Václav besorgte. Ab diesem Zeitpunkt begannen die Fallschirmspringer von ihren Ausflügen irgendwohin bei Kladnosehr müde und schlammbespritzt“ (Zeugenaussage Hoffmann), nass vom Tau, aber sie haben nie etwas erzählt (Šustek 1946) zurückzukehren, oft kamen sie erst nach vielleicht drei Tagen zurück. Wahrscheinlich zwei Mal nahmen sie auch Václav Khodl Jun. zu einer gemeinsamen Ausfahrt mit. Einmal auch mit seinem Freund Jiří Hofman. An einer dieser Ausfahrten mit den Fallschirmspringern beteiligte sich auch Karel Rohlíček, der durch die Eheleute Khodl in die Unterstützung der Fallschirmspringer eingebunden wurde. Er beteiligte sich an der Erkundung des Geländes durch eine Fahrt auf dem Fahrrad in der Nähe von P. Břežany. (Die Fallschirmspringer Anm. des Autors) wollten wissen, wo sich Břežany befindet.Zusammen mit Václav Khodl begleitete Karel Rohlíček J. Kubiš und J. Valčík durch Prag. Davon, dass es sich um Fallschirmspringer handelte, erfuhr er erst nach dem Muttertag.

Ein Überfall auf Heydrichs Wagen im freien Gelände war eine der Angriffsvarianten und wurde beim Training der Gruppe in Betracht gezogen. Dem entsprach die Zusammenstellung der Einsatzausrüstung, die den Fallschirmspringern der Gruppe ANTHROPOID zur Verfügung stand. Die Kiste B ihres Einsatzmaterials enthielt nämlich einen Bombenwerfer TREE SPIGOT mit einer Bombe und einer Spule mit Stahldraht. Es handelte sich um eine neue Waffenart, die im Jahre 1940 in die Ausrüstung der britischen Armee aufgenommen wurde. Die Effektivität der Waffe hing vom guten Zielen und einem im Wesentlichen statischen Ziel ab. Ein fahrendes Ziel mit dieser Waffe zu treffen, war sehr unsicher. Aus diesem Grunde war es für eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit erforderlich, die Bewegung des Zieles zu verlangsamen bzw. dieses vollständig zum Stillstand zu bringen. Daher hatten die Fallschirmspringer die Idee, die Fahrbahn des Wagens mit einem quer zur Fahrtrichtung gespannten Stahlseil zu sperren.

Da die Fallschirmspringer in ihrem Einsatzmaterial kein Stahlseil zum Anhalten des Wagens hatten, baten sie ihre nächsten Mitarbeiter darum. Dieses besorgte ihnen Václav Khodl Sen., der den 25-30 Meter langen Stahldraht aus Hlinska mitbrachte, wo er damals auf Montage arbeitete. Leider hatte sein Arbeitgeber von diesem Diebstahl erfahren und Václav Khodl Sen. wurde von der Arbeit entlassen. Die gesamte Angelegenheit spielte sich kurz vor dem eigentlichen Angriff auf den stellvertretenden Reichsprotektor ab. Václav Khodl stellte nämlich am 22. Mai bei der Polizeidirektion einen Antrag auf Ausstellung eines Führungszeugnisses zum Zwecke der Aufnahme in die Avia-Fabrik. Die Polizeidirektion übersandte den Antrag an die Staatsanwaltschaft bei der Strafregisterbehörde. Diese gab am 26. Mai 1942 an, dass Václav Khodl nicht im Strafregisterverzeichnet ist. Wie die ganze Sache weiter abgewickelt worden wäre und ob Václav Khodl als Angestellter bei der Fa. Avia in Letňany aufgenommen worden wäre, wissen wir nicht. Es lässt sich nur festhalten, dass dieses Ereignis die gesamte Operation ANTHROPOID sehr verkomplizieren konnte, auch deshalb, weil Václav Khodl dies sehr persönlich nahm und Selbstmord begehen wollte. J. Gabčík und J. Kubiš mussten dann eine zeitlang auf ihn aufpassen.

 

Das Attentat

Die Fallschirmspringer wählten zur Ausführung des Angriffs schließlich einen anderen Ort. Dieser war eine Kurve in Prag-Liben. Den letzten Abend vor der Aktion waren Gabčík und Kubiš bei uns (damit ist gemeint bei Václav Smrž Anm. des Autors) zum Abendessen in Anwesenheit von Khodl und dessen Sohn. Beide Attentäter waren sehr gut gelaunt, ich erinnere mich noch, dass es Lendenbraten zum Abendessen gab. In dieser Nacht schlief ich in einem Zimmer mit Gabčík, der mir sagte: ,Morgen machen wir es, ich muss mich gut ausschlafenEr sagte mir jedoch nicht, dass ein Attentat begangen werden wird. Ich nahm an, dass einfach irgendeine Sabotageaktion erfolgen sollte. Gabčík schlief sehr gut. Kubiš schlief beim Schwager Khodl in Vysočaný. Morgens am Tag des Attentats kochte ich einen schwarzen Kaffee mit Rum. Gabčík verließ das Haus nach der üblichen Verabschiedung in Richtung Vysočany zu den Khodls und nahm den Rest des Rums in der Flasche mit. Dort traf er sich mit Jan Kubiš und sie begaben sich gemeinsam zur Kreuzung der Straßen Kirchmaierová und V Holešovičkách, wo sie um 10 Uhr 36 Minuten das Attentat auf den SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich ausführten. Josef Gabčík floh vom Angriffsort in Richtung Trojský most (Troja-Brücke) und fand einen ersten Unterschlupf in der Wohnung der Familie Svatoš in der Melantrichová ulice 15 in der Altstadt. Dabei ließ er das Damenfahrrad am Tatort. Jan Kubiš begab sich auf seinem Herrenrad über die Kirchmaierová třída in Richtung des Stadtteils Starý Liben, wo er an der Ecke der Straßen Slavatová und Primátorská sein Fahrrad abstellte und zu Fuß zur Wohnung von Václav Novák ging. Von dort ging er nach kurzer Zeit, nachdem er in der Jindřiška Nováková das abgestellte Fahrrad abgeholt hatte, in einem neuen Hemd zu Jaroslav Piskáček in Vysočany. Hier wurde er dann in den Nachmittagsstunden von MUDr. Břetislav Lyčka behandelt.

In den Nachmittagsstunden nach dem Attentat erhielt die Familie Piskáček noch einen weiteren Besuch. Das Ehepaar Novák kam aus Liben zu den Piskáčeks um zu besprechen, wie das Fahrrad, das Kubiš dort gelassen hatte, aus ihrem Haus entfernt werden könnte. Die Wahl fiel auf Miroslav, den Sohn des Ehepaars Piskáček, der sofort wegen des Fahrrads losging und versuchte, es zu den Khodls zu bringen. Leider traf er dort niemanden an und brachte daher das Rad zu den Smržs.

Und wie verbrachten die Khodls den Tag des Attentats? Wie wir schon wissen, schlief Jan Kubiš in der Nacht vom 26. zum 27. Mai bei den Khodls. Hier traf er sich mit Gabčík und beide Fallschirmspringer begaben sich gemeinsam nach Liben. Aus erhalten gebliebenen Zeugenaussagen wissen wir, dass die Fallschirmspringer über ihre Aufgabe im Protektorat niemals vor Khodl sprachen. Nur durch mögliche Anzeichen konnten ihre Mitarbeiter zu dem Schluss kommen, dass sie irgendeine große Sache vorbereiten. Sie sprachen nie über ihre Aufgaben und verrieten nichts, sie baten nur ab und zu um Hilfe. Davon, dass die Fallschirmspringer auch vor engen Mitarbeitern überhaupt nichts erwähnten, zeugt auch die Zeugenaussage von Antonie Bejčková: (kurz nach deren Ankunft) wurden sie mir durch meine Schwester als deren Bekannte vorgestellt[] Bei diesem Besuch war auch der Fallschirmspringer Opálka anwesend, dem ich bei diesem Besuch zuerst vorgestellt wurde. Opálka sagte: ,Ihr wisst wahrscheinlich nicht, wer wir sind. Erst wenn ihr eines Tages die Zeitung lest und ihr angeben werdet, wer bei euch geschlafen hat, erst dann werdet ihr wahrscheinlich wissen, wer wir sind.Ansonsten war Opálka nicht sehr mitteilsam. Gabčík und Kubiš unterhielten sich nur über triviale Dinge. Ich besuchte meine Schwester während des Vormittags und mein Besuch dauerte ungefähr eine Stunde.

Václav Khodl Jun. ging am Tag des Attentats in die Schule, als sich ihr Klassenlehrer vor sie stellte und sagte: Jugendliche, geht nach Hause, es wurde gerade ein Attentat auf Heydrich verübt. Khodl schaute ihn an, lächelte, und er ahnte, wie viel er erraten hatte.

Als sich in Prag die Nachricht verbreitete, dass ein Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor verübt worden war, war Emanuela Khodlová sofort klar, dass ihre Jungsdas Attentat ausgeführt hatten. Sie nahm sofort die kleine Kiste mit den acht Handgranaten, die sie zu Hause versteckt hatten und übergab diese schon eine halbe Stunde nach Mittag an Václav Smrž, der an diesem Tag wegen Krankheit zu Hause war. Er versteckte die kleine Kiste mit den Granaten unter einem Haufen Kohle und schickte sie nach Hause. In den Nachmittagsstunden kam noch sein Bruder Jaroslav zu ihm, mit der Bitte, noch eine Granate aufzubewahren.

Die Verschwiegenheit der Fallschirmspringer bezüglich ihrer Mission galt auch nach dem Attentat. Auch hinterher sprachen sie niemals darüber, dass sie das Attentat durchgeführt hatten.

Am zweiten Tag nach dem Attentat machte sich Josef Gabčík auf den Weg, um Kubiš bei den Khodls zu suchen. Leider traf er in der Wohnung niemanden an. Jan Kubiš verbrachte die Nacht bei den Piskáčeks und war an diesem Tag nicht bei den Khodls und Frau Khodlová war zu dieser Zeit einkaufen. Daher warf ihr Josef Gabčík eine Sonderausgabe des Mittagsblatts über das Attentat auf Heydrich mit folgendem Auftrag in den Briefkasten Mama, sag bitte dem Großen Dulich (Jan Kubiš Anm. des Autors), dass ich in Flora auf ihn warte.Unterschrieben wurde mit Dulíšek (Gabčík Anm. des Autors). An diesem Tag trafen sich die beiden Fallschirmspringer nicht in Vysočany. Jan Kubiš verließ morgens die Wohnung der Piskáčeks und gelangte über die Adresse der Familie Fafek in die Krypta der St. Cyrill-und-Method-Kirche in der Resslová ulice. Gabčík begab sich erst am 3. Juni als einer der letzten Fallschirmspringer in die Krypta.

Beide Fallschirmspringer erschienen zuletzt am 17. Juni, dem Tag vor dem Überfall auf die St. Cyrill-und-Method-Kirche, in Vysočany. Sie kamen am Abend und hielten sich ungefähr eine Stunde bei den Khodls auf. Emanuela Khodlová bot ihnen ein Nachtlager an, aber sie antworteten diszipliniert Mama, wir können nicht bleiben, wir sind Soldaten und sollen an unserem Platz bleiben.Sie blieben daher nur zum Abendessen, auch an diesem Tag sagten sie nicht, dass sie das Attentat unternommen hätten und weihten auch niemanden in ihre weiteren Pläne ein.

 

Entsorgung der Sachen

Nach dem Attentat musste die Anspannung bei den Menschen, die den Fallschirmspringern vor- und hinterher geholfen hatten, ungeheuer sein. Sie gipfelte selbstverständlich erst nach dem Attentat, auch deshalb, weil einige am Anschlagsort hinterlassene Spuren direkt nach Vysočany in die Umgebung der Familie Khodl führten. Das markanteste Beispiel war der am Anschlagsort zurückgelassene Ballonmantel, der dem Schreiner Václav Hofman gehörte und den Fallschirmspringern von Jiří Hofman überlassen wurde. Der Mantel wurde anschließend in der Auslage des Baťa-Geschäfts auf dem Wenzelsplatz ausgestellt und zusammen mit anderen Sachen auch im Vorfilm aller Kinos im Protektorat gezeigt.

Die in die Unterstützung der Fallschirmspringer eingeweihten Menschen begannen nach dem Attentat belastende Gegenstände, die von der Zusammenarbeit mit den Fallschirmspringern zeugen konnten, zu entsorgen. Zuerst kamen die Fallschirme an die Reihe, die in der Villa in Svépravice aufbewahrt wurden. Václav Smrž hatte seiner Schwester schon in den Wintermonaten empfohlen, die Fallschirme zu vernichten. Diese war jedoch dagegen, da es der Wunsch der Fallschirmspringer selbst war, dass diese aufbewahrt würden. Václav entschied daher, zumindest zu überprüfen, wie die Fallschirme versteckt sind. Er verlangte die Schlüssel der Villa Emka und machte sich ungefähr zwei Wochen nach diesem Gespräch zusammen mit seinem Bruder Jaroslav auf den Weg dorthin. Bei der Untersuchung der Villa stellte er fest, dass die Fallschirme und Maskierungs-Overalls, die vom Absprungort hierher gebracht wurden, bei einer eingehenden Durchsuchung leicht entdeckt werden konnten. Daher schlug er vor, die Fallschirme mit Hilfe eines Bestattungsunternehmens, das von seinem Schwager Vojtěch Paur betrieben wurde, an einen sicheren Ort zu bringen. Alles erfolgte schließlich erst nach dem Attentat. Die gesamte Aktion lief so ab, dass Jaroslav Smrž zusammen mit seinem Schwager mit einem Leichenwagen nach Svépravice fuhr. Hier mussten sie zunächst unauffällig eine eingedeutschte Tschechin aus dem Nachbarhaus für eine Reise nach Klánovice zurückrufen. Dann drangen Emanuela Khodlová und die Verlobte von Václav Khodl Jun., Františka Urbánková mit Hilfe der Schlüssel, die ihnen František Kratochvíl gegeben hatte, in das Zimmer ein, in dem die Fallschirme aufbewahrt wurden, anschließend legten sie diese schnell in die vorbereiteten Särge und fuhren nach Prosek. Für die Entfernung der Overalls aus der Villa sorgte Václav Khodl Jun. mit seinem Freund Hofman. Einige Tage nach dem Attentat kam Váša (Václav) mit seinem Freund Hofman aus Vysočany, um zwei auf dem Boden versteckte Fliegeroveralls abzuholen.Frau Kratochvílová bot ihnen mit zitternden Händen einen Kriegscognacfür ihren Mut an. Überall gab es Durchsuchungen, sie zogen sich diese Overalls schließlich selbst an, damit diese nicht unter den Hosenbeinen und Ärmeln herausschauten, gab ich ihnen Gummis von Einweckgläsern, damit sie die Overalls befestigen konnten. Darüber zogen sie zivile Kleidung an. Die Overalls wurden dann für einige Zeit im Schuppen unter dem Kaninchenstall bei den Hofmans in Vysočany aufbewahrt. Auch Hofman wusste nicht, was er damit machen sollte. Daher kam Václav Smrž mit einem Leichenwagen nach Vysočany, wo ihn schon Jiří Hofman und Václav Khodl Jun. erwarteten. Diese warfen ihm das Paket mit den Overalls ins Auto und Václav Smrž legte sie in den Sarg mit dem Fallschirm.

Vojtěch Paur besorgte anschließend einen gefälschten Totenschein und fuhr den Sarg mit dem Fallschirm und den Overalls auf den Ďáblický-Friedhof, wo schon im Voraus das Begräbnis eines Kindes hingerichteter Eltern angemeldet war. Die einzige Teilnehmerin des Begräbnisses war eine angebliche Verwandte von Emanuela Khodlová. Der Sarg mit den Sachen wurde im Kinder-Grabfeld des Ďáblický-Friedhofs in Grab Nr. 135/8/IV eingegraben.

Der zweite Fallschirm blieb jedoch weiterhin eingenäht in der Ottomane (Sofa) in der Villa in Svépravice. Wegen diesem machte sich Václav Smrž erst auf den Weg nach Svépravice, nachdem sein Bruder und seine Schwester verhaftet worden waren. Er entnahm ihn aus der Ottomane und fuhr ihn zu seiner Schwester Antonie Bejčková, die den Fallschirm zerschnitt, mit Petroleum begoss und zu verbrennen versuchte. Das Petroleum brannte an der Oberfläche des Stoffs ab, ohne den Fallschirm zu beschädigen. Die resignierte Antonie lief daher mit dem zerschnittenen Fallschirm am nächsten Tag um 5:30 Uhr zu ihrem Bruder Václav, damit dieser irgendetwas mit dem Fallschirm machte. Zuerst war Václav von der ganzen Situation überrumpelt. Dann hatte er die Idee, den Fallschirm mit auf die Arbeit zu nehmen und sich mit dem Fabrikdirektor Ing. Josef Zeithammer zu beraten. Ing. Zeithammer löste das ganze Problem so, dass er eine der Versandkisten mit für die Wehrmacht bestimmtem Militärmaterial öffnete und den Fallschirm in die Kiste legte.

 

Václav Khodl Jun.

Wie schon gesagt, war auch der Sohn der Khodls, Václav, in das Unterstützungsnetzwerk der Fallschirmspringer eingebunden. Dieser war seit dem 1. Oktober 1941 in der Villa in Svépravice polizeilich gemeldet, meldete sich jedoch am 1. Dezember 1941 nach Vysočany um. Er begleitete die Fallschirmspringer mehrere Male als ihr Führer in Prag und führte einige Male zusammen mit ihnen Geländeerkundungen, wahrscheinlich im Gebiet von Panenské Břežany, durch. Die Fallschirmspringer übertrugen ihren Optimismus auf ihn, der seine Quelle in dem Glauben an ein baldiges Kriegsende hatte und im tschechoslowakischen Militär auf den Britischen Inseln allgemein vorherrschend war. Nach dem Attentat und vor allem durch den harten psychologischen Druck auf die Bevölkerung wurde er jedoch von einer tiefen Depression befallen, die sich nach der Entdeckung des Verstecks der Fallschirmspringer in der St. Cyrill-und-Method-Kirche noch vertiefte. Dass die Fallschirmspringer gefasst wurden, erfuhr er morgens, als er zur Schule, zum Abitur, ging, aus dem Tagesblatt, in dem auch ihre Fotos veröffentlicht waren. Durch die Konfrontation mit den veröffentlichten Aufnahmen und dem letzten Besuch der Fallschirmspringer bei den Khodls war ihm klar, dass sie sie tatsächlich haben.Bis dahin glaubten nämlich viele Tschechen, dass die Nachrichten über den Kampf in der Resslová ulice nur raffinierte Propaganda seien, die am Tag des Endes der Amnestie zeigen sollte, dass die Deutschen es geschafft hatten, die Fallschirmspringer selbst zu ermitteln. Die im Tagesblatt veröffentlichten Fotos überzeugten ihn jedoch vom Gegenteil.

Schon auf der Gewerbeschule lernte Václav Khodl Františka Urbánková kennen. Františka, von ihren Bekannten meist Fanynka genannt, arbeitete als Bankangestellte in der Innenstadt von Prag, wohin sie täglich mit dem Zug von Dolní Počernice fuhr. Sie war ein nettes und stilles Mädchen mit wunderschönen blauen Augen, feinen Händen und schlanken Brüsten. Sie hatte ein nettes Lächeln und war immer fröhlich. Demgegenüber war Václav Khodl Jun. eher wortkarg mit schwarzen lockigen Haaren. Zu ihrem zwanzigsten Geburtstag am 9. Dezember 1939 schrieb er ihr folgenden Brief: Ich glaube, dass Deine Sehnsüchte und Wünsche bestimmt wunderschön sind, vielleicht musst Du auf deren Erfüllung warten, vielleicht werden Hindernisse im Weg stehen, aber glaube mit mir, wenn die Sonne der Freiheit neu über unserem Land erstrahlt, wird auch für Dich und mich einer der größten Wünsche in Erfüllung gehen.Ihre Beziehung schritt so weit fort, dass sie sich verlobten und Vašek (Václav) ihr einen Verlobungsring schenkte. Ihr Vater František Urbánek war Bäckereiarbeiter und bei den Gebrüdern Tomáš angestellt, die in Dolní Počernice neben der Gastwirtschaft Barborka auch eine Bäckerei besaßen. Ihre Mama Františka war gestorben und ihr Papa hatte eine zweite Frau geheiratet. Diese war leider nicht sehr nett zu Fanynka. Františka fand daher bei den Khodls ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Natürlich weihten sie sie ebenfalls in die Ereignisse ein, die seit Januar ihren Lebensinhalt bildeten. Fanynka beteiligte sich daher zusammen mit Antonie Bejčkova und Emanuela Khodlova in der Zeit nach dem Attentat an der Entsorgung des Stahlseils, das in der Villa in Svépravice aufbewahrt wurde. Damals einigten sich die Frauen darauf, das Seil in Dolní Počernice in einen Brunnen zu werfen.

Nach der Verhaftung von Václav Khodl Jun. lebte Fanynka unter ständiger Hochspannung. Einerseits hatte sie ihren Liebsten verloren, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft geplant hatte, andererseits drohten ihr als aktiver Helferin der Fallschirmspringer Verhaftung und Tod. Diese Umstände wirkten so stark auf sie ein, dass sie aufhörte zu essen und obwohl sie der örtliche Arzt Madar zur inneren Ruhe ermahnte, starb sie an der übergroßen nervlichen Anspannung im Alter von 24 Jahren, ein dreiviertel Jahr nach Václav.

 

Verhaftung

Einen Tag nach der Umzingelung der Kirche traf Václav Khodl seine Schwägerin Antonie Bejčková im Bus und begann sie gleich vor dem geöffneten Anzeiger, in dem die Fotos der erschossenen Fallschirmspringer Gabčík und Kubiš abgebildet waren, zu fragen: Kennst Du die?‘ Worauf ich ihm antwortete: Vendo (Václav), um Gottes Willen, ich bitte Dich, versteck das.Es waren nämlich viele Leute im Bus und ich wusste nicht, ob uns nicht jemand beobachtet.

Am Dienstag, dem 14. Juli 1942 gingen die Geschwister Smrž am Nachmittag in das Krankenhaus, in dem Marie Smržová, die Ehefrau von Václav Smrž, lag. Damals versicherte ihr ihre ältere Schwester Emanuela, dass sie bei einer Verhaftung alle Schuld auf sich nehmen würde. Am Abend dieses Tages um 19:30 Uhr wurde die Familie Khodl verhaftet. Eine weitere Verhaftung erfolgte am nächsten Tag. An diesem wurden die Eheleute Jaroslav und Jarmila Smržová verhaftet. Weitere Verhaftungen gab es in Vysočany nicht mehr.

Am Tag der Verhaftung von Emanuela Khodlová wurde ihrem Sohn Václav von der Polizeidirektion die Bescheinigung über seine Unbescholtenheit für das Ablegen der Maturaprüfung zugesandt. Zwei Tage lang wurde das Schreiben mit der Bescheinigung beim zuständigen Postamt aufbewahrt und am 26. August als nicht abgeholte Sendung an die Polizeidirektion zurückgeschickt.

Die Familie Khodl wurde zuletzt in die Kleine Festung Terezín verlegt. Auch hier blieben die Familienmitglieder nicht von der Folterung durch die Deutschen verschont. Emanuela Khodlová wurde zum Beispiel vor den Augen ihres Sohnes Václav von mehreren Verhörbeamten gequält. Dieser fiel vor ihnen auf die Knie und bat, sie von der Folterung zu verschonen. Seine Mutter sagte jedoch stolz: Kniee nicht vor denen nieder, die sind es nicht wert.

Die Familie Khodl wurde am 29. September 1942 von einem Standgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung fand am 24. Oktober 1942 im KZ Mauthausen statt. Emanuela Khodlova wurde um 10 Uhr acht Minuten durch einen Schuss in den Hinterkopf erschossen. Ihr Ehemann um 16 Uhr 22 Minuten und Václav Khodl Jun. um 16:26 Uhr.

 

Schluss

Ohne die Familie der Eheleute Khodl und vor allem ohne Emanuela Khodlová hätten die Fallschirmspringer der Gruppe ANTHROPOID nicht so ein gutes Umfeld gehabt, wie es durch diese für sie geschaffen wurde. Dank ihrer tapferen Haltung wurden weder Václav Smrž und Antonie Bejčková, die Geschwister, die ebenfalls in die Unterstützung der Fallschirmspringer eingebunden waren, noch die Verlobte Františka Urbánková, verraten. Diese bezahlte ebenfalls mit ihrem Leben für die Unterstützung der Fallschirmspringer, wenn auch nicht in der Hinrichtungsstätte, so doch durch die psychische Erschöpfung wegen des Verlusts ihres Liebsten und der realen Gefahr ihrer Verhaftung.

Ein Paradoxon des gesamten Falles ist, dass die Polizeidirektion in Prag am 9. Dezember 1942 auf eine Anfrage des Bezirksgerichts in Hlinsko vom 17. November 1942, bei dem der Verlust des Stahlseils erörtert wurde, dahingehend antwortete, dass die Direktion den Aufenthaltsort von Václav Khodl mitteilen möge. Die Polizeidirektion führte in ihrer Antwort an, dass Václav Khodl am 14. Juli 1942 mit seiner Familie von der Gestapo verhaftet wurde und sich seitdem in Haft befindet. Das Bezirksgericht Hlinec verlor seinen Hauptbeschuldigten. Václav Khodl war zum Zeitpunkt des Versands dieser Antwort schon 46 Tage tot.

Das war jedoch nicht der Schlusspunkt hinter der ganzen Geschichte der Familie Khodl. Kurz nach dem Krieg wurde in der amerikanischen Besatzungszone Robert Eret, Bürohelfer beim Erkennungsdienst in der leitenden Dienststelle der Prager Gestapo verhaftet. Auf Aufforderung der tschechoslowakischen Behörden wurde er nach Prag überführt und hier vor ein Tribunal des MLS (Außerordentliches Volksgericht) gestellt. Am 25. November 1946 machte Antonie Bejčková in seinem Fall eine Zeugenaussage, welche erklärte, dass die Wohnungseinrichtung des Ehepaars Khodl in eine Wohnung in Prag VII, Bubenská Nr. 3, gebracht wurde, wo Eret während des Krieges wohnte. Als ich nach der Revolution in die Wohnung kam, stellte ich fest, dass die Wohnung fast vollständig ausgeraubt und das Mobiliar zum größten Teil zerstört war, da aus diesem Haus geschossen wurde, oder sogar um dieses Haus gekämpft wurde, weil dies ein Haus war, in dem Gestapoangehörige wohnten.

Ich forschte in dieser Sache weiter nach und stellte den Wohnsitz der Mutter des Beschuldigten in Manětín bei Plzeň fest. Bei einem Besuch bei ihr stellte ich fest, dass von den Sachen meiner Verwandten bei ihr folgende Sachen aufbewahrt wurden: ein hölzernes Grammophon der Marke Gramola mit zehn    Plattenalben, ferner waren dort tschechische Bücher, auch Bücher, die meinem Vater gehört hatten, ferner ein silbernes Mokkaservice für sechs Personen aus Persien, ferner fand ich dort einen Anzug, der meinem Neffen gehört hatte, den sich der Beschuldigte hatte umarbeiten lassen und selbst trug, ferner einen grauen Anzug, der meinem Schwager gehört hatte und einen Trenchcoat. Alles war schon an den Beschuldigten angepasst. Ferner war dort auch das Damenrad meiner Schwester.

Ich verlange, dass der Beschuldigte darüber verhört wird, was er mit den Sachen gemacht hat, insbesondere, ob er nach meinen Verwandten folgende Schmuckstücke erhalten hat: zwei Brilliantringe, Perlenohrringe und weitere Schmuckstücke, deren Aufstellung ich vorlege. Zwei Tage später ist dies gelungen. Frau Bejčková legte eine Aufstellung der Sachen vor, die in der Wohnung der Khodls waren und nicht in Erets Wohnung gefunden wurden. Im Protokoll merkte sie ferner an, dass in der Wohnung bei den Erets sogar Bescheinigungen des hingerichteten Václav Khodl Jun. gefunden wurden, sowohl Schulbescheinigungen als auch technische Bescheinigungen. In Erets Wohnung wurden auch Familienfotos der Khodls gefunden. Diese waren jedoch beschädigt und zerrissen. In einen Rahmen, in dem ein Familienfoto war, steckte Eret sogar ein Foto von sich selbst in Uniform.

Eret äußerte sich dazu wie folgt: es ist richtig, dass mir auf der Gestapo Möbel angeboten wurden, da ich von Wien her umziehen musste, mir wurde eine Wohnung in Prag VII., Bubenská 3, zugewiesen und mir wurden die Möbel in der Wohnung in Vysočany, die den Khodls gehört hatten, angeboten. Ich ging mir die Möbel anschauen und kaufte sie für den von der Gestapo bzw. dem Deutschen Vermögensamt festgesetzten Preis, gemäß einer besonderen Aufstellung der Sachen, für etwas über 11.000 Kronen. Das war eine Küchen- und Zimmereinrichtung. Dazu gehörte weiterhin die Einrichtung in der Villa in Svépravice, die ebenfalls den Khodls gehört hatte. Von dort holte ich einen Schrank bzw. Bücherschrank ab, der zu der Einrichtung im Zimmer mit der Ottomane (Sofa) gehörte. Eret setzte seine Ausführungen im Verhör wie folgt fort: Ich bestreite, dass sich Folgendes in der Wohnung befand: ein Radioapparat, ein Electrolux, ein großer viereckiger Teppich, Linoleum in der Küche, geschliffenes Glas, zwei Wecker, zwei oder drei Schmuckkissen (irgendwelche tschechischen Bücher habe ich verteilt und manche meiner Mutter gegeben), zwei Öfen, ein Herd, Kochplatten, Speck, erst recht befanden sich dort keine Lebensmittel.

Dort befanden sich zwei Herrenanzüge, ich denke dass ein Herren-Überzieher (Trenchcoat) dabei war. Eine Briefmarkensammlung war dort nicht, ferner waren dort keine Schmuckstücke, dort war ein Grammophon mit Platten.Auf den Platten und auf den Büchern waren in goldenen Großbuchstaben entweder die Initialen K. oder S. oder der Name Josef Smrž in voller Länge geschrieben.

So gelangte das Eigentum der bedeutenden Widerstandskämpfer in die Hand des Prager Gestapobeamten Eret, der sich als Dolmetscher an der Untersuchung des Attentats auf R. Heydrich beteiligt hatte. Seine Schwägerin wurde im Jahre 1944 zur Ehefrau von Karl Jerhot (Čurda) von der Fallschirmspringerbesatzung OUT DISTANCE, des späteren Agenten der leitenden Dienststelle der Prager Gestapo.

Robert Eret, geboren am 9. März 1906 in Trnovany, mit Wohnsitz in Prag, wurde am 8. April 1947 vom MLS wegen der Inbesitznahme von Eigentum von während der Okkupation unter feindlichen Bedingungen hingerichteten tschechischen Eheleuten sowie wegen eines Verbrechens gegen den Staat zu zehn Jahren Haft verurteilt.

 

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

 

Quellen:

Archiv von Jaroslav Čvančara (AJČ)

AHMP (Archiv der Hauptstadt Prag) - Geburtsregister des Pfarramts der Kirche der Tschechischen Brüder „U Klementa“ in Prag Nové Město der Jahre 1894-1899, Signatur EVK N5, Folium 53, Vorgangsnummer 156.

Jaroslav Čvančara: Někomu život někomu smrt. (Für jemanden das Leben, für jemanden den Tod.) Československý odboj a nacistická okupační moc (Der Tschechoslowakische Widerstand und die nazistische Okkupationsmacht) 1941-1943. Laguna 1997

Jaroslav Čvančara, Vlastislav Janík, Václav Ledvinka, Vojtěch Šustek: Gedenkbuch der 294 Helden und Opfer der Heydrichiade, die in Mauthausen hingerichtet wurden.

Dolnopočernický zpravodaj (Anzeiger von Dolní Počernice) Nr. 7/8/9 2011, Seite 20 und Tonaufzeichnung eines Gesprächs mit Prof. MUDr. Evžen Čech DrSc. von September 2012 im Besitz des Autors.

Vojtěch Šustek: Das Attentat auf Reinhard Heydrich, Edition historische Dokumente, Scriptorium 2013

http://sokolvysocany.unas.cz/almanach/almanach.htm

NA Fond der Polizeidirektion Prag II allgemeine Registratur 1941-1950, Zeichen des Fonds PŘ 1941-1951, Karton 5380, Signatur K 2954/9 Khodl Václav.

Právo lidu (Recht des Volkes) 19. August 1945 Artikel aus dem Archiv der tschechischen Sozialdemokratie: Tak byl proveden atentát na Heydricha (So wurde das Attentat auf Heydrich durchgeführt).

SOA MLS Prag Akte Ls 5060/46 Robert Eret - Verhörprotokoll vor dem MLS in Prag XIV vom 25. November 1946 Antonie Bejčková

Zeugenaussage von František Kratochvíl, Fachlehrer in Horní Počernice III Svépravice, Nerudova 99, nach dem Krieg. Für diese Zeugenaussage danken wir J. Čvančar.

Zeugenaussage von Jiří Hofman, geb. im Jahre 1922, Anschrift Prag 9, Královská 570

 

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